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Wenn eine
Band aufhört eine einfache Band zu sein und in den höheren Status einer Legende
erhoben wird, geht dies automatisch mit einer interessanten Veränderung in der
Rezeption ihres Werkes einher: Frühere Aufnahmen werden meist nur mehr
gefiltert durch den Schleier der Verklärung betrachtet, neue Veröffentlichungen
- denen es häufig an Innovation mangelt - werden unverhältnismäßig wohlwollend
wahrgenommen.
Bei
Metallica, war dies immer ein bisschen anders: Obwohl sie schon 1991 mit
dem noch heute begeisternden „Black
Album“ endgültig zur wohl größten Heavy Metal-Band des Planeten aufstiegen,
wurden sie nach dieser künstlerischen Großtat alles andere als mit
Samthandschuhen angefasst:
Zeitgenössische
Americana-Ausflüge auf den zu Unrecht immer wieder geschmähten „Load“ und
„Re-Load“ stießen auf ähnlich wenig Gegenliebe, wie die permanente Neuerfindung
der Band entgegen dem genre-immanenten Stillstand. Dass sich Kirk Hammett von
seinen eigenen, edlen Signature-Gitarren-Effektpedalen begeistert zeigte wurde
ebenso argwöhnisch begutachtet, wie der Umstand dass er und seine Kollegen
James Hetfield, Lars Ulrich und Robert Trujillo unlängst ihre „black in black“-Uniform
für eine Werbekampagen gegen Brioni-Anzüge tauschten.
Das neu erschienene
„Hardwired...To Self-Destruct“ ist
nun ihr erstes Studioalbum seit 8 Jahren und obwohl man bei Metallica vorher
nie genau wissen kann, was man bekommt-ist die
neue Veröffentlichung noch mehr als ihr Vorgänger
„Death Magnetic“ eine Rückbesinnung auf frühere Zeiten geworden - ein Konsens-Album
- bzw. ein Doppel Album; denn die 12
neuen, meist recht langen Songs sind auf 2 CDs gesplitted.
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Der Opener
„Hardwired“ zeigt schon in welche Richtung es die nächsten 11 Nummern lang
geht: aggro !!!... eine erbarmungslose Abrissbirne - deren Brutalität jedoch
nicht so roh ist wie beim Selbsttherapie-Werk „St. Anger“ sondern eher an die
80er erinnert - mit militärischem Rhythmus
und kreischend solierendem Hammett.
Überhaupt
wirkt das Album für langjährige Fans sehr vertraut - Hetfields düstere Lyrics
als kritischer Kommentar zur momentanen Weltlage, die halsbrecherischen
Tempiwechsel, die geschickt platzierten Breaks, die unverwechselbaren Grooves und
Dampfwalzen-Riffs, Hammets Solo-Exzesse und Ulrichs Tempo an den Drums....
Metallica
erfinden sich hier nicht neu und experimentieren weniger als noch in den 90ern.
Insgesamt gemahnt das Album weniger an das schwarze Album, als an die härtesten
„Master Of Puppets“-Titel oder die Progressivität von „...And Justice For All“.
Nur dass
im Gegensatz zu diesen Werken, durch das Fehlen richtiger Balladen und der das
gesamte Album dominierenden Aggressivität die Abwechslung etwas zu kurz kommt.
Die geschickten
Arrangements erhalten trotzdem den Spannungsbogen über die gesamte Spieldauer
aufrecht - und immer wieder beeidnrucken diese genialen Riffs, die einfach niemand
so perfekt im Gleichklang spielt wie Hetfield und Hammett.
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Auch wenn
„Hardwired...“ insgesamt die Kompaktheit des schwarzen Albums und teilweise die
Melodiosität früherer Werke fehlt, so ist die Platte doch sehr gut geworden -
Metallica zeigen keinerlei Anwandlungen langsamer zu werden
und demonstrieren mit einer beeindruckenden Mühelosigkeit allen
Konkurrenten/Kollegen, wer nach wie vor die Leitwölfe im Genre sind.
Die empfehlenswerte
Deluxe Version des Albums erweitert
das bestehende 2 Disc-Album noch um eine CD - u.a. mit einer neuen Version der
einst limitierten Single „Lords Of Summer“, einigen Cover-Songs (einem Medley
aus Rainbow Cover-Songs für Ronnie James Dio, der Deep Purple-Nummer „When A
Blind Man Cries“ , dem Maiden-Cover „Remember Tomorrow“ und einer „Diamond
Head“-Interpretation).
Zudem gibt
es einige Livetracks mit Songs von „Kill Em All“, „Ride The Lightning“ und einer
Live-Version von „Hardwired“.