Samstag, 17. August 2024

LICHTER DER TRAUMFABRIK: LIFE. HOLLYWOOD

LIFE HOLLYWOOD Taschen Verlag Book Buch Cover Marilyn Monroe Liz Taylor
Credit Bild: © Taschen Verlag
Es war einmal in Hollywood: der Filmmetropole Nummer 1 wohnte schon in ihrer Gründungszeit etwas latent Irreales inne. "Larger Than Life" beschrieb sowohl die Stars und Regisseure als auch die Produzenten-Sonnenkönige, die in ihren Studio-Palästen an der Westcoast Hof hielten. Sagen-haft auch die Geschichten, die auf und hinter der Weltbühne der Sets erzählt wurden - moderne Mythen im Fokus des Kameramannes und märchenhafte Stories von der Transformation von Normalsterblichen zu Ikonen der Leinwand. Aber wie das so ist im Märchen....auch im schönsten La La Land lauern Schattenseiten, entgegen dem Klischee ist in Hollywood ein Happy End alles andere als gewiss. Gerade wenn Glanz und Elend so nah beieinander liegen und die Fallhöhe ebenso hoch ist, wie die Anzahl der Zuschauer, die kometenhafte Aufstiege als auch Ikarus-gleiche Abstürze verfolgen. 

Chronisten der Triumphe, künstlerischen Errungenschaften, Dramen und soziokulturellen Umwälzungen Tinseltowns waren stets die gut vernetzten und kreativen Fotojournalisten des renommierten LIFE Magazins wie Alfred Eisenstaedt, Gordon Parks, Peter Stackpole, Lisa Larsen oder Gjon Mili. In der Zeit vor der Dominanz des Fernsehens bot diese Publikation ein exklusives "Tor zur Welt" und dokumentierte von Politik bis Kultur eine immense Bandbreite an Zeitgeschehen. Von der damals erreichten Reichweite können heutige Medien nur noch sehnsüchtig  träumen -  in den späten 1940er Jahren war jeder dritte Amerikaner Leser dieses Magazins. 
Die Connection zwischen den Blattmachern und dem Zentrum der US-amerikanischen Filmindustrie war dabei eine besonders langanhaltende und tiefgehende. Die erste "Blonde Bombshell" der Filmgeschichte, Jean Harlow,  zierte anno 1937 als erster Movie Star ein LIFE-Titelbild, es sollten noch über 200 weitere Cover mit Hollywood-Themen folgen. Durch diese in Sachen Publicity und Auflage für beide Seiten lukrative Zusammenarbeit wurde den Fotografen und Fotografinnen natürlich auch exklusiver Zutritt zu "Off Limits"-Bereichen gewährt - von privaten Gemächern bis hin zu rauschenden Awards-Parties. Die Folge waren unzählige Aufnahmen, die einerseits in unnachahmlicher Weise das temporeiche "Lifestyle" der Traumfabrik einfingen und andererseits die Stars, die im Gegensatz zur  heutigen Social Media-Zeit eine Aura des Geheimnisvollen umgab, für die Leser nahbarer wirken ließen.

Im neu erschienenen Doppel-Bildband  "LIFE. Hollywood" aus dem Hause Taschen kann man nun in das extensive Foto-Archiv dieses kultigen Hefts eintauchen. Produced and directed vom Verlagsgründer Benedikt Taschen himself, wie einen die ersten Seiten wissen lassen....eindeutig ein persönliches Prestige-Projekt und eine leidenschaftliche Liebeserklärung an das Kino. Mit einer "Spieldauer" von 600 Seiten gleiten diese beiden Bildbände vom Jahr 1936 ausgehend, einer Plansequenz gleich durch die Dekaden. Sie dokumentieren in der Folge unterschiedliche Ären und zeigen auch den Wandel vom Old zum New Hollywood, als das alte Studiosystem in sich zusammenbrach und die Counter Culture Einzug hielt. 1972 ist allerdings Schluss mit der Retrospektive. Es ist das Jahr von Francis Ford Coppolas "The Godfather". Für den Regisseur bedeutete dieser Film den Durchbruch, ebenso wie für Al Pacino. Produzent Robert Evans zementierte mit diesem Kassenschlager seinen Ruf als Mann mit "Midas Touch". Nun gäbe es natürlich auch danach noch Vieles zu entdecken, das etwas abrupte Ende ist allerdings auch dem Umstand geschuldet, dass das einst überaus profitable Magazin zunehmend mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte und nach 1972 nur mehr unregelmäßig erschien.
In seiner Glanzzeit  war LIFE jedoch eine der wichtigsten Quellen, wenn es darum ging einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Warum dies so war, merkt man auf jeder Hochglanzseite: ein rarer Shot reiht sich an den nächsten. Dieses Release richtet sich zwar ausschließlich an absolute Film-Aficionados, doch selbst die haben hier viel Neues zu entdecken.

Beim Durchblättern wird man unweigerlich an Damien Chezelles  „Babylon“ erinnert. In dieser Ode an das Filmschaffen gibt es eine leise, jedoch ungemein kraftvolle Szene, die mich persönlich nachhaltig beeindruckt hat, weil sie in so prägnanter Manier das Prinzip Hollywoods aufzeigt: Die von Jean Smart gespielte Kolumnistin Elinor St. John erklärt dem alternden Stummfilm-Star Jack Conrad (Brad Pitt) in einem bittersüßen Monolog die Mechanismen des ewig währenden Ruhm -  denn selbst wenn Erfolg kommt und geht, letztlich bleiben Stars durch ihre Filme unsterblich. Und "LIFE. Hollywood" zeigt genau das. Die beiden gewichtigen Bände sind ein wunderschöner Streifzug durch  das Pantheon der Filmindustrie in den Ausmaßen eines David O. Selznick-Epos.

Life. Hollywood, Hardcover, 2 Bände im Schuber, 26.5 x 36 cm, 7.50 kg, 708 Seiten, erschienen im Taschen Verlag

Ein exklusiver Blick ins Buch:

Veronica Lake Film Noir Taschen Verlag Buch Book LIFE Hollywood Film Movies Stars
Sirene des Film Noir: Veronica Lake
Credit Bild: © Taschen Verlag

Marilyn Monroe Barefoot Jump Taschen Verlag Buch Book LIFE Hollywood Film Movies Stars
Ein Symbol für Glanz und Tragödie der Filmindustrie: Marilyn Monroe
Credit Bild: © Taschen Verlag

Brigitte Bardot Taschen Verlag Buch Book LIFE Hollywood Film Movies Stars
Besuch aus Europa: Und auch in L.A. lockt.... BB
Credit Bild: © Taschen Verlag

Kinosaal Taschen Verlag Buch Book LIFE Hollywood Film Movies Stars
Der Kinosaal: ein magischer Raum
Credit Bild: © Taschen Verlag

Jane Fonda Barbarella Taschen Verlag Buch Book LIFE Hollywood Film Movies Stars
Privat und als Barbarella: Jane Fonda
Credit Bild: © Taschen Verlag

Robert redford Taschen Verlag Buch Book LIFE Hollywood Film Movies Stars
The Man, the Myth, The Legend...Robert Redford als Sundance Kid
Credit Bild: © Taschen Verlag

Due John Wayne Western Robert Evans  Taschen Verlag Buch Book LIFE Hollywood Film Movies Stars
Old Hollywood trifft New Hollywood: Paramount Produzent Robert Evans und "Duke" John Wayne
Credit Bild: © Taschen Verlag