Sonntag, 10. Oktober 2021

ROBBEN FORD-PURE

Credit Bild:  © MASCHA

Robben Ford, der sympathische Gitarrenvirtuose und Wandler zwischen den Genrewelten,  ist nun nicht gerade als Mann der Übertreibung bekannt. So geschmackvoll wie seine Spielweise, so sind auch seine öffentlichen Auftritte in einer Branche, in der ansonsten eher gepflegte Superlative regieren. Wenn der  Kalifornier also in der Promo zu seinem neuesten, im Lockdown entstandenen Studioalbum davon spricht, dass es sich hierbei vielleicht um die beste Repräsentation seiner musikalischen Vision handelt und weiters ausführt: "Bisherige Alben waren das Produkt der Entwicklung bis zu diesem Punkt. Es war sehr schön, meine eigenen Kompositionen so gründlich zu formen und etwas zu erschaffen, was komplett mir gehört.”   -  dann kann man ebenfalls ganz ohne Übertreibung hellhörig werden.

Die abgewetzte Telecaster am monochromen Albumcover und dann auch noch dieser geradezu programmatisch anmutende Titel "Pure" -  hier scheint es um die Essenz der Musik Fords zu gehen. Dabei hat dieses Werk so gar nichts von einem feierlichen Resümee der bisherigen illustren Karriere Fords zu tun und ist auch keine völlig neue Direction für den Ausnahmemusiker. Vielmehr erinnert diese Platte an eine lockere Jam-Session oder die Improvisationen bei den Gigs des US-Stars.

"“Pure" ist anders als alle Alben, die ich bisher gemacht habe. Wenn es um Studioarbeit geht, war ich schon immer traditionell: bringt eine gute Band in einem guten Raum mit einem guten Produzenten zusammen, lass sie für drei bis fünf Tage aufnehmen, erledige die nötige Nachbearbeitung und dann Mixen und Mastern. “Pure” habe ich auch so angefangen. Aber irgendwie hat sich der Einfluss von anderen Musikern und Musikerinnen, den es immer gibt, etwas falsch angefühlt. Ich habe erkannt, dass ich diese neue Musik selbst von Grund auf neu formen muss. Mein Toningenieur und Co-Produzent Casey Wasner war unverzichtbar in diesem Prozess. Die meiste Musik auf diesem Album wurde von uns beiden in seinem Studio Purple House gemacht: das richtige Gefühl für die Musik bekommen, dann Bass und Schlagzeug einspielen." erzählt Ford über  den Entstehungsprozess dessen, was ein  reines Instrumentalalbum geworden ist.
Traditionellem Songwriting entsagte Ford schon auf dem Vorgänger "Purple House" bis zu einem gewissen Grad. Hier geht er noch einen Schritt weiter. Songökonomie steht eher weniger im Vordergrund sondern die Frage in welche Richtung sich Ford von seiner Inspiration treiben lässt. Seit der letzten Hochphase des Instrumentals in den 80ern - "Surfing With The Alien"  anyone ?- sind diese vocal-losen Projekte eher ein Graus für Plattenfirmen, nun denn, hier geht es um die reine - um nicht zu sagen pure - Kunst, das ganze ist also anti-kommerziell im besten Sinne.
Der Zuhörer folgt der Reise von Fords Gitarre. Für geduldige Fans ist das durchaus interessant. Zumal der ausgewiesene Tone Connaisseur  (Vintage Gitarren von Gibson, Epiphone und Fender, Dumble Amps...) allen Liebhabern exquisiter Sounds auch hier wieder eine Vollbedienung liefert. Neues "Talk To Your Daughter" - oder um bei Instrumentals zu bleiben, neuer "Cannonball Shuffle"  - findet man hier zwar nicht, spannend aber ist diese Klang-Reise für Freunde  musikalisch erstklassigen Understatements in jedem Fall.
Credit Coverbild:  © EarMusic  Edel