Donnerstag, 7. Mai 2020

WESTERN PORTRAITS – THE UNSUNG HEROES & VILLAINS OF THE SILVER SCREEN


© Edition Olms Steve Carver
Wer auf dem obigen Coverbild nicht sogleich den legendären Darsteller des „Snake Charmer“ Bill aus Quentin Tarantinos „Kill Bill Vol. 1 & 2“ erkennt, könnte diese Aufnahme fast für ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert halten – jener Pionierzeit Amerikas, als der Westen noch wirklich wild und ungezähmt war. Aber nein, bei dem Mann handelt es sich natürlich um David Carradine himself, Star zahlreicher Western, der für Autor, Fotograf und Filmemacher Steve Carver einst posierte.

Carver machte sich vor allem in den 70s und 80s durch Streifen wie „Capone“ oder das Chuck Norris-Vehikel „McQuade, der Wolf“ einen Namen. Daneben hegte er eine lebenslange Leidenschaft für das ur-amerikanische Genre schlechthin, den Western, und fotografierte über die Jahrzehnte immer wieder zahlreiche große Namen sowie Nebendarsteller aus Filmen der ersten und zweiten Reihe - stets im eindrücklichen Stil der historischen Dokumente, die uns aus der Zeit der letzten Frontier blieben: Mit beachtlicher Virtuosität gelangen ihm dabei Fotografien, die an echte, historische Aufnahmen aus dem Westen  gemahnen. Diese bemerkenswerten Bilder sind nun vereint im neuen Buch
„Western Potraits“ (Edition Olms, englische Originalausgabe), eine Hommage auf die klassische Filmgattung als auch auf die Prägung des Geschichtsbilds vom alten Westen durch Filme.

Und ihren Anteil daran haben natürlich auch jene Actors, die nie oder selten das Top Billing in den Credits bekommen oder im Schatten der ganz großen Ikonen stehen, aber dennoch über die Jahre und Jahrzehnte zu den Stammgasten im Genre gehörten, also quasi die Rick Daltons, um hier Quentin Tarantinos jüngsten Film „Once Upon A Time In Hollywood“ als Vergleich heranzuziehen. Es sind aber nicht ausschließlich diese Schauspieler und die  „unsung heroes“, die hier portraitiert werden sondern auch viele Superstars und Legenden: Horst Buchholz etwa, der eingangs erwähnte David Carradine oder Karl Malden, George Hamilton, Tom Sizemore, Richard Roundtree, Robert Evans und- wieder eine Tarantino-Parallele. Schauspieler wie Fred Williamson  Bo Svenson oder Michael Parks: sie alle sieht man hier in Bildern als hätte sie der Chronist des historischen Westens,  Edward S. Curtis, abgelichtet.Die eindringlichen Aufnahmen werden von Beiträgen begleitet, die sowohl biographische Marksteine der Porträtierten, quasi- essayistische Betrachtungen zum Genre als auch Anekdotisches von Dreharbeiten beinhalten. Niemand geringerer als B-Movie-Ikone Roger Corman schrieb zudem das Vorwort.
Für Cineasten und Western Fans ist dieser Band weit mehr als nur ein monochromer Nostalgie-Trip, sondern eine popkulturelle Auseinandersetzung mit moderner Mythenschreibung, dem  durch Hollywood vermittelten Bild einer vergangenen Epoche sowie die Filmindustrie, in der dieses Bild geprägt wird.