Freitag, 24. November 2017

ELVIS PRESLEY – CHRISTMAS WITH ELVIS AND THE ROYAL PHILHARMONC ORCHESTRA


Credit Coverbild: © Sony Music  Elvis Presley Enterprises
Vor genau 60 Jahren erschien bei RCA das erste Weihnachtsalbum des King Of Rock N´ Roll. Seit 1957 wurde dieser festive Klassiker immer wieder erweitert und neu aufgelegt und zählt mit seiner Mischung aus Blues, Rock N´ Roll, populären Weihnachtshits und traditionellen Stücken bis heute zu den „albums of choice“  für all jene, die nicht die Wiener Sängerknaben unterm Christbaum ertönen lassen wollen.
Passend zu diesem 60th Anniversary und der bevorstehenden besinnlichen Zeit kommt nun ein neues X-Mas Album vom King heraus, das die bekannten Weihnachts-Hits in neuem Gewand präsentiert. Wie schon beim letztjährigen, höchst erfolgreichen „The Wonder Of You“ wird Elvis dabei vom Londoner Royal Philharmonic Orchestra begleitet. 
Credit Bild: © Elvis Presley Enterprises
Nun ist Weihnachten per se ja nicht gerade ein unkitschiges Fest (geworden) und zahllose Popsongs mit Fest-Bezug die einen nicht nur im Shoppingcenter dauerbeschallen sind oft allzu süßlich. Anders beim Mann aus Tupelo. Presleys Interpretation der Evergreens haftet nichts kitschiges an, vielmehr merkt man an seinem Vortrag - der King war großer X-Mas-Fan - eine ehrliche Vorfreude aufs Fest an. Selbst dem bekanntesten Weihnachtslied, FranzXaver Grubers und Jospehs Mohrs „Stille Nacht, Heilige Nacht“ vermochte er eine neue Facette abzugewinnen – der Gospel ist hier nicht weit. Den Link zwischen dem tiefen Süden unterhalb der Mason Dixon Line und dem Salzburger Bergland, es scheint ihn doch zu geben. 
Weihnachtsdekoration in Graceland, dem Anwesen des Kings
Credit Bild: © Elvis Presley Enterprises

Den historischen Aufnahmen ist also letztlich nichts mehr hinzuzufügen. Von einem puristischen Standpunkt aus betrachtet, kann man die posthume Änderung der bestehenden Aufnahmen des besagten 57er Album und der 1971er Platte „Elvis Sings The Wonderful World Of Christmas“ also durchaus kritisch betrachten. Doch prinzipiell ist die Idee einer Klassik-Untermalung bei einem Künstler wie Elvis gar nicht weit hergeholt. Immerhin viele classic Presley Songs setzten auch auf die große Instrumentierung abseits von Gitarre, Bass und Drums und in den Siebzigern tourte der King mit eigenem, kleinen  Orchester – Stücken wie „American Trilogy“ beim „Aloha“-Konzert haftete durchaus etwas opernhaftes an.
Elvis´ umfangreiches Stimmvolumen passte ja in ganz unterschiedliche Genres und dominiert auch eine klassische Breitwanduntermalung durch die  Royal Philharmonics.
Wie gut die neue, symphonische Symbiose funktioniert, hängt letztlich auch stark vom Ausgangsmaterial ab. Je weiter die Musik selbst von Klassik entfernt ist, und je näher die Songs beim Rock N´ Roll und Blues sind, desto weniger passt die nachträgliche Orchestrierung. Nummern wie dem eindeutig-zweideutigen „Santa Clause Is Back In Town“ oder dem Slowblues „Merry Christmas Baby“ werden ihre  Ecken und Kanten genommen – die Gitarren verschwinden regelrecht hinter dem Orchester- Vom Blues hin zu gefälligerem Big Band Sound. Bei den klassischen Weihnachtsliedern wie „The First Noel“, "White Christmas" oder eben „Silent Night“ hingegen geht das Konzept voll auf. 
Credit Bild: © Elvis Presley Enterprises
„Christmas With Elvis And The Royal Philharmonic Orchestra““  ersetzt nicht die bisherigen Weihnachtsalben des King und fügt – trotz der aufwändigen Neuproduktion – der Musik keine bis dato unbekannte Dimension hinzu. Doch lässt man sich auf das Konzept erstmal ein und betrachtet die Platte für sich, so hat man es mit einem sehr stimmigen und schönen Album zu tun – das man eigentlich nur dann nicht mögen kann, wenn man zum Fest eine Einstellung wie der Grinch hat.