Dienstag, 7. Juni 2016

ERIC CLAPTON - I STILL DO



Credit Coverbild: Universal Music
„I Still Do“ -  ein Albumtitel, dem durchaus etwas programmatisches anhaftet, wenn man an die letzten Jahre in der Karriere von Gitarrenlegende Eric Clapton denkt: In Interviews und auch bei der emotionalen Konzertdoku „Planes, Trains and Eric“ konnte man sich des Gefühls nicht erwehren, dass die Zeichen in Richtung eines Abschieds wiesen: Eine Abkehr vom Touren ? Würde Clapton dann auch dem Tonstudio den Rücken zuwenden? Nach dem „Slowhand At 70“-Jubiläum aus dem Vorjahr und wenige Monate nach ECs 71.Geburtstag gibt es jetzt jedoch glücklicherweise mit „I Still Do“  ein neues Studio-Album, das den Mann aus Surrey mit zwei Wegbegleitern aus seiner langen Karriere wiedervereint:
Das Cover malte der britische Popart-Künstler Peter Blake, der in den Sixties mit den Beatles bei „Sgt. Pepper´s“ gearbeitet hatte und für Clapton schon das „24 Nights“- und „Me and Mr. Johnson“-Cover entwarf. Am Stuhl des Produzenten nahm  der legendäre Glyn Johns (Led Zeppelin, Faces, Stones, Eagles....) Platz, der 1977 Claptons „Slowhand“ produzierte: ein Album, das mit „Cocaine“, „Wonderful Tonight“ und Lay Down Sally“  drei seiner größten Smash-Hits beinhaltete.

Claptons 23. Studioalbum eröffnet gleich mal mit einem der besten Opener eines EC-Albums seit geraumer Zeit: Leroy Carrs „Alabama Woman Blues“,  ein energischer, stampfender Blues mit heavy verzerrter Slidegitarre. Bluesig - allerdings mehr in Richtung Tulsa/Oklahoma -  gehts auch auf Track 2 „Can´t Let You Do It“ weiter: Diese erste Singleauskopplung ist wieder ein JJ Cale-Song, der sich auch auf dem Tribute-Album „The Breeze“ gut gemacht hätte; ein typischer Groove, bei dem besonders die mit den Rhythmus-Riffs verschmelzenden Wah-Licks herausstechen. Ab Track 3  „I Will Be There“ wechseln sich dann regelmäßig ruhige, balladeske Stücke und Blues-Rocker ab, ein Muster das fast ausnahmslos bis zum Schluss von „I Still Do“ durchgehalten wird.

Wie wichtig Clapton die Musik nach wie vor ist, wird in den Lyrics von  „Spiral“ - dessen Musikvideo Clapton in unterschiedlichen Phasen seiner langen Karriere zeigt - überdeutlich.
Es ist alles ein großer Song; alles ein Kreislauf. Robert Johnsons „Stones in My Passway“ hätte auch auf dem „Me and Mr. Johnson“-Album stehen können, „Somebody´s Knockin´“ (wieder von Cale) kennt man schon von Clapton-Konzerten der letzten Jahre, der atmosphärische Slow-Shuffle erhält hier eine gute Studioversion.

Die  Aufnahmen selbst müssen beschwerlich gewesen sein, wurde  Clapton doch während des Recordings von  Ekzemen befallen  - ein Bild seiner geschundenen, einbandagierten Hände am Backcover der CD ist Zeuge dessen.
„I Still Do“ überrascht den Zuhörer über die gesamte Spielzeit von knapp einer Stunde nicht, aber es sind die zuvor genannten Tracks, bei denen „I Still Do“ am besten ist:  Clapton lässt sich Zeit, laid back, ohne Hast, mit diesem sexy Gitarrenton; die sparsam eingesetzten Licks schlängeln sich  einer Schlange gleich entlang des Rhythmus. Die Balladen - mitunter mit Zydeco-Einschlag - fallen demgegenüber eher schwach aus und erinnern an Claptons 90s Phase.

Trotz Johns hinter der Konsole des Produzenten ist das Album kein Throwback zu den Seventies: Nur in Ansätzen - etwa in „Can´t Let You Do It“ - gemahnt „I Still Do“  vage an diese Zeit: Der 71-Jährge Clapton von heute ist merklich ein anderer geworden. Die Zeit des aufgerissenen Marshalls und der wilden Soli - sie scheint vorbei. So ist „I Still Do“ vor allem ein typisches Album für diese Phase in Claptons Karriere geworden: Cale-Groove, Johnson-Blues, Balladen - all das kennt man natürlich in genau dieser Form schon von den letzten Clapton-Platten. Doch als Zuhörer merkt man  auch - und das nicht nur bei  „Spiral“, in dem das explizit thematisiert wird -  wieviel dieser Legende die Musik bedeutet.
„I Still Do“  ist dennoch kein neues „From The Cradle“ geworden, wenngleich die solide Platte wesentlich besser ist als so manch Album der letzten 12,13 Jahre - wie beispielsweise „Old Sock“ oder „Back Home“. Ganz am Schluss, beim finalen Track „I´ll Be Seeing You“, das zwischen Optimismus und Traurigkeit balanciert,  schafft er es einen noch tief zu rühren....he still does.