Credit Coverbild: Universal
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„I Still Do“ - ein
Albumtitel, dem durchaus etwas programmatisches anhaftet, wenn man an die letzten
Jahre in der Karriere von Gitarrenlegende Eric Clapton denkt: In Interviews und
auch bei der emotionalen Konzertdoku „Planes, Trains and Eric“ konnte man sich
des Gefühls nicht erwehren, dass die Zeichen in Richtung eines Abschieds wiesen:
Eine Abkehr vom Touren ? Würde Clapton dann auch dem Tonstudio den Rücken zuwenden?
Nach dem „Slowhand At 70“-Jubiläum aus dem Vorjahr und wenige Monate nach ECs
71.Geburtstag gibt es jetzt jedoch glücklicherweise mit „I Still Do“ ein neues Studio-Album, das den Mann aus
Surrey mit zwei Wegbegleitern aus seiner langen Karriere wiedervereint:
Das Cover malte der britische Popart-Künstler Peter
Blake, der in den Sixties mit den Beatles bei „Sgt. Pepper´s“ gearbeitet hatte
und für Clapton schon das „24 Nights“- und „Me and Mr. Johnson“-Cover entwarf. Am
Stuhl des Produzenten nahm der legendäre
Glyn Johns (Led Zeppelin, Faces, Stones, Eagles....) Platz, der 1977 Claptons „Slowhand“
produzierte: ein Album, das mit „Cocaine“, „Wonderful Tonight“ und Lay Down
Sally“ drei seiner größten Smash-Hits beinhaltete.
Claptons 23. Studioalbum eröffnet gleich mal mit einem
der besten Opener eines EC-Albums seit geraumer Zeit: Leroy Carrs „Alabama
Woman Blues“, ein energischer, stampfender
Blues mit heavy verzerrter Slidegitarre. Bluesig - allerdings mehr in Richtung
Tulsa/Oklahoma - gehts auch auf Track 2 „Can´t
Let You Do It“ weiter: Diese erste Singleauskopplung ist wieder ein JJ Cale-Song,
der sich auch auf dem Tribute-Album „The Breeze“ gut gemacht hätte; ein typischer
Groove, bei dem besonders die mit den Rhythmus-Riffs verschmelzenden Wah-Licks
herausstechen. Ab Track 3 „I Will Be
There“ wechseln sich dann regelmäßig ruhige, balladeske Stücke und Blues-Rocker
ab, ein Muster das fast ausnahmslos bis zum Schluss von „I Still Do“
durchgehalten wird.
Wie wichtig Clapton die Musik nach wie vor ist, wird in den
Lyrics von „Spiral“ - dessen Musikvideo
Clapton in unterschiedlichen Phasen seiner langen Karriere zeigt - überdeutlich.
Es ist alles ein großer Song; alles ein Kreislauf. Robert
Johnsons „Stones in My Passway“ hätte auch auf dem „Me and Mr. Johnson“-Album
stehen können, „Somebody´s Knockin´“ (wieder von Cale) kennt man schon von
Clapton-Konzerten der letzten Jahre, der atmosphärische Slow-Shuffle erhält
hier eine gute Studioversion.
Die Aufnahmen
selbst müssen beschwerlich gewesen sein, wurde
Clapton doch während des Recordings von
Ekzemen befallen - ein Bild
seiner geschundenen, einbandagierten Hände am Backcover der CD ist Zeuge
dessen.
„I Still Do“ überrascht den Zuhörer über die gesamte Spielzeit
von knapp einer Stunde nicht, aber es sind die zuvor genannten Tracks, bei
denen „I Still Do“ am besten ist: Clapton
lässt sich Zeit, laid back, ohne Hast, mit diesem sexy Gitarrenton; die sparsam
eingesetzten Licks schlängeln sich einer
Schlange gleich entlang des Rhythmus. Die Balladen - mitunter mit
Zydeco-Einschlag - fallen demgegenüber eher schwach aus und erinnern an Claptons
90s Phase.
Trotz Johns hinter der Konsole des Produzenten ist das Album
kein Throwback zu den Seventies: Nur in Ansätzen - etwa in „Can´t Let You Do
It“ - gemahnt „I Still Do“ vage an diese
Zeit: Der 71-Jährge Clapton von heute ist merklich ein anderer geworden. Die
Zeit des aufgerissenen Marshalls und der wilden Soli - sie scheint vorbei. So ist
„I Still Do“ vor allem ein typisches Album für diese Phase in Claptons Karriere
geworden: Cale-Groove, Johnson-Blues, Balladen - all das kennt man natürlich in
genau dieser Form schon von den letzten Clapton-Platten. Doch als Zuhörer merkt
man auch - und das nicht nur bei „Spiral“, in dem das explizit thematisiert
wird - wieviel dieser Legende die Musik bedeutet.
„I Still Do“ ist
dennoch kein neues „From The Cradle“ geworden, wenngleich die solide Platte
wesentlich besser ist als so manch Album der letzten 12,13 Jahre - wie beispielsweise
„Old Sock“ oder „Back Home“. Ganz am Schluss, beim finalen Track „I´ll Be
Seeing You“, das zwischen Optimismus und Traurigkeit balanciert, schafft er es einen noch tief zu rühren....he
still does.