Montag, 7. Juni 2021

BILLY F GIBBONS – HARDWARE

Credit Bild: © Blain Clausen                     Universal  Music Concord Records
Endlose Weiten, das gleißende Licht der erbarmungslos sengenden Sonne, die eine bizarre Landschaft erhellt - und normalerweise äußerst wenige Nachbarn, mit Ausnahme von Klapperschlangen und Kojoten: die Wüste Kaliforniens ist eine faszinierende Einöde und in Zeiten wie diesen geradezu ein Sinnbild für den notgedrungen solitären Lifestyle. Inmitten dieser ebenso betörenden wie unwirklichen Gegend liegen die Escape Studios, so etwas wie ein kleiner Geheimtip abseits der städtischen Recording Facilities. Und genau in diese, einige Fahrstunden von Los Angeles entfernt liegende Kreativ-Oase zogen sich Billy F Gibbons und seine Mitstreiter Matt Sorum (Drums) Austin Hanks (Gitarre) sowie Toningenieur Chad Schlosser und Co-Produzent Mike Fiorentino im  letzten Jahr zurück um jene Platte aufzunehmen, die das dritte Soloalbum der ZZ TOP-Ikone werden sollte.

Auf dem im staubigen Exil entstandenen und eben erst erschienenen Endergebnis namens „Hardware“ ist die Wüste als metaphysischer Ort omnipräsent - ebenso wie die Trademarks des texanischen Gitarrenhelden: knochentrockene, groovende Riffs , von Pinch Harmonics durchzogene Soli, Songs die so smooth dahin cruisen wie ein Custom Car auf dem Desert HighwayStets tief verwurzelt im Blues nutzte Gibbons seine Projekte abseits von ZZ TOP (das letzte Studioalbum der „Lil´ Ol´ Band from Texas“ erschien vor fast einer Dekade)  stets um Genres, die ihn beeinflussten, zu frönen. Während „Perfectamundo“ eine Latin Affair  und „The Big Bad Blues“ dem titelgebenden Genre gewidmet war, ist „Hardware“ das bisher diverseste seiner Soloprojekte. Hier findet man neben dem allgegenwärtigen Blues und hart rockendem Material südkalifornische Surf- Klänge beim in Hall getauchten „Westcoast Junkie“, Tex Mex-Sounds beim Texas Tornados-Cover „Hey Baby Que Paso“ und sogar eine melancholische Country-Ballade mit „Vagabond Man“.

Am experimentellsten wird es dann ganz zum Schluss. Der finale Track ist ein unglaublich atmosphärisches Spoken Word-Stück namens „Desert High“, bei dem Gibbons plastische Bilder der Wüste bzw. Joshua Tree evoziert– jenem Ort an dem Country Rock-Pionier Gram Parsons starb. Eine Meditation über die Wüste als magischer Ort, die dank Gibbons extrem markanter Stimme etwas von Leonard Cohen oder Tom Waits hat.

Mit der ihm eigenen Lässigkeit manövriert Gibbons seinen Hotrod gekonnt durch all diese Genres und legt ein gelungenes Werk vor. Es ist sowohl logische Weiterführung der Vorgänger als auch ein eventueller Schlusspunkt der „Solo“-Trilogie. Denn immer wieder gibt es im Laufe der 37 minütigen Spielzeit von „Hardware“  Einsprengsel, die an  ZZ TOPs Achtziger und-Neunziger Zeit gemahnen, womit Gibbons sein Gefährt wieder in der ZZ-Garage parkt  - und damit womöglich bei einem schon lange angekündigten neuen Werk seiner Stammband.

Credit Bild: © Universal  Music Concord Records