Mittwoch, 23. Juni 2021

BOB DYLAN - ALLE SONGS

Credit Coverbild:© Delius Klasing
Unlängst ist „His Bobness“ 80 Jahre  geworden. Wie der große Enigmatiker seinen Ehrentag verbracht hat, ist nicht überliefert. Medienrummel war seine Sache ja nie – diverse Social Media-Plattformen sind es demzufolge konsequenterweise noch weniger. Auch Interviews mit dem Jahrhundert-Songwriter sind gelinde gesagt rar, selbst zum Jubiläum - und überhaupt: auf öffentliche Ehrungen hat der 1941 in Duluth, Minnesota als Robert Allen Zimmerman geborene Musiker sowieso nie richtig Lust – wie etwa die Jury des Nobelpreises am eigenen Leib erfahren musste. 

Es ist auch dieser Zurückgezogenheit geschuldet, dass Dylan bis heute rätselhaft bleibt. Nun ist im Delius Klasing-Verlag eine neue Dylan-Enzyklopädie erschienen, die sich dem vielleicht mysteriösesten Aspekt seines Schaffens widmet – seinen Songs. Diese bilden mit ihrer literarischen Kraft und den in die Popkultur eingegangenen Dylan'schen Aphorismen den Soundtrack für ganze Generationen. Den meisten seiner großen und kleinen bzw. bekannten und weniger bekannten Stücke ist ja eine beträchtliche Interpretationsoffenheit gemein. Vom Künstler selbst, dem stets widerwilligen Sprachrohr seiner Generation,  wurden sie nie wirklich öffentlich interpretiert - und ziehen  auch daraus einen Teul ihrer universellen Gültigkeit. 

In "Bob Dylan - Alle Songs" begeben sich die französischen Musikexperten Jean-Michel Guesdon und Philippe Margotin, die bereits mit ähnlich gelagerten Werken über die Rolling Stones, Led Zeppelin, Pink Floyd oder Jimi Hendrix umfangreiche Nachschlagwerke über Ikonen vorgelegt haben, aufs Terrain der gehobenen Dylanologie.

492 Songs werden auf 704 Seiten en detail besprochen und interpretiert. Wie schon die anderen Bücher aus dieser Reihe ist auch dieser Titel ein gelungenes Kompendium aus Facts und Trivias, das in kompakten Kapiteln das Ouvre einer der ganz großen Ikonen beleuchtet - nur das jüngste Album "Rough and Rowdy Ways" fehlt - gerade die darauf vertretene JFK-Eulogie "Murder Most Foul" hätte durchaus ein paar zusätzliche Seiten gerechtfertigt.

Doch trotz dieses kleinen Mankos ist dieser schwere Hardcover-Band ein spannendes und gut recherchiertes Lexikon für den Deep Dive in jenen Songkatalog den Dylan im letzten Jahr für eine erkleckliche Summe an Universal Music verkauft hat.