Donnerstag, 24. August 2017

VAN HALEN RISING - How A Southern California Backyard Party Band Saved Heavy Metal

© Fin Costello/Redferns/Getty Images

Man vergegenwärtige sich kurz folgende Szene:
Es ist ein lauer Sommertag in  Pasadena, die letzten Strahlen der kalifornischen Sonne färben den Abend in dieses berühmte warme, gelbliche Licht, wie man es nur an der Westküste der USA findet.
Vorbei an chromblitzenden Autos näherst du dich einem Haus in dem unüberhörbar eine zügellose Party steigt, der Lärm der feiernden Menge vermischt sich mit einem zunächst undefinierbaren, tieffrequenten Grollen, das an das Fallen einer Fliegerbombe erinnert.
Die hübsche Blondine im engen Collegeshirt zwinkert dir zu, die „dive bomb“-Noise von vorhin wird nun immer lauter und kommt immer näher und näher bis du im Hinterhof des Hauses die Quelle jener Geräusche ausmachst. Auf der Bühne spielt eine dir unbekannte Band, der Gitarrist entlockt seiner gestreiften Gitarre Klänge die du bislang nicht kanntest, der Bassist und der Drummer halten einen donnernden Groove, während der Frontman mit blanker Brust mehr als eindeutige Moves in Richtung der versammelten kreischenden Ladies macht…..

Was sich anhört wie eine Szene aus einem College-Klamauk-Film der Seventies oder Eighties ist vielmehr eine akkurate Beschreibung der Besonderheiten der kalifornischen Musikszene der Siebzigerjahre – in der es tatsächlich vorkommen konnte, dass man bei einer Privatparty nicht irgendeine semitalentierte Studentenband sondern Van Halen höchstpersönlich sehen konnte.
Klingt unglaublich, ist aber so J  Die Frühphase der Band im Besonderen und die kalifornische Szene im Allgemeinen sind auch die bestimmende Themen  von Greg Renoffs „Van Halen Rising“  - ein Buch das einerseits den Aufstieg der Hardrock Band von einer (Privat-)Partyband zu Legende des Rock nachzeichnet und anderseits an eine  (unterhaltsame) soziologische Studie gemahnt.
Denn  Renoffs Buch ist mehr als eine überaus genaue Chronik der Frühphase Van Halens, kurz bevor jeder zweite Gitarrist versuchte, seinen unnachahmlichen Stil zu kopieren. Es ist eine plastische Schilderung einer ganzen (Subkultur-)Szene und eines bislang recht wenig beleuchteten Kapitels amerikanischer Musikgeschichte.

Als Leser merkt man auf so gut wie jeder Seite die intensive Recherchearbeit Renoffs - das fängt bei Bildern mit absolutem Seltenheitswert an und endet bei der schieren Detailgenauigkeit mit der der Autor vorgeht und Fragen klärt wie:
Wie kamen Sänger David Lee Roth und die Gebrüder Van Halen eigentlich zusammen ?
Wie genau wurde eigentlich aus einer lokalen Größe namens „Mammoth“ die Band „Van Halen“ ?
Wie schafften sie es von einer Lokalgröße zum Vertrag mit einem Majorlabel?
Und was passierte auf den frühen Touren in denen VH noch Support Act waren und angeblich selbst etablierte Größen wie Black Sabbath übertrumpften ?

Klar, das Buch richtet sich in seiner Genauigkeit natürlich in erster Linie an echte Van Halen-Freaks und weniger an nur oberflächlich Interessierte - doch es ist die Kombination aus einem bislang nicht übermäßig dokumentiertem Thema und den interessanten Facts, die „Van Halen Rising“ zu einem der lebenswertesten Musikbücher der letzten Jahre machen.