Mittwoch, 9. August 2017

Der Schwanengesang einer Legende: Chuck Berrys letztes Album „CHUCK“

Credit Coverbild: © Universal Music
Mit Double-Stop Licks, treibenden Shuffle-Rhythmen und der augenzwinkernden Schilderung des Teenagerlebens der Fünfzigerjahre lieferte er den Soundtrack für die Rebellion der Nachkriegsgeneration. In einem Maße wie nur sehr wenige andere Künstler beeinflusste Charles Edward „Chuck“ Berry mit seinem unverwechselbaren Stil Musiker unterschiedlicher Genres und es vergeht letztlich kein Tag ohne dass Gitarristen weltweit jene Licks spielen, die er einst populär gemacht hat. „Chuck“ ist nun das letzte Album dieser Ikone.

Credit Bild: © Universal Music
Seit 1979 hatte Berry kein Album mehr veröffentlicht – eine lange Zeit, doch er musste  letztlich auch nichts mehr beweisen; längst war er im Pantheon der unumstößlichen Ikonen des Rock N´ Roll angekommen, seine genialen Songs waren schon nach der Erstveröffentlichung „instant classics“ die zum Standardvokabular jedes ordentlichen Rockgitarristen zählen. Die Ankündigung dass er im hohen Alter doch noch ein neues Album veröffentlichen würde, war dann eine freudige Überraschung.  Doch die Veröffentlichung jenes Werkes, das ihm eine Herzensangelegenheit war und an dem er viele Jahre gearbeitet hatte – einige der Songs auf „Chuck“ entstanden bereits in den 80ern – erlebte er nicht mehr: Am 18. März verstarb Berry mit 90. Das posthum veröffentlichte „Chuck“ hält nun in 10 Tracks Rückschau auf sein illustres Lebenswerk.
Die Mischung der Platte ist dabei typisch für die späteren Jahre Berrys, insbesondere die Seventies, in denen er die eigenen Songs variierte oder Sequels seiner Song-Kurzgeschichten aufnahm (siehe die Story vom Landjungen Johnny B. Goode, der zwar nicht so gut schreiben und lesen konnte, aber dafür ein großartiger Gitarrist ist).
Das neue Album bietet so auch eklektische Novelty-Stücken, Blues, Balladen und  die typischen Rocker, siehe etwa die Singleauskopplung , „Big Boys“.


Credit Bild: © Universal Music


Eingespielt hat Berry das Album unter anderem mit seinen Kindern und seinem Enkel. Zusätzlich gibt es mitunter überraschende Gäste wie Blues-Rocker Gary Clark Jr., Nathaniel Rateliff und Ex-Rage Against The Machine-Saitenmanipulator Tom Morello. 
Auch wenn man die neuen Stücke nicht mit den klassischen Aufnahmen Berrys aus den 50s/60s vergleichen kann (und sollte) und - anders als bei Johnny Cashs „American Recordings“  - keine neuen Facetten der Legende sichtbar werden: „Chuck“ ist ein gutes Album und letztlich das Dokument eines Mannes der Zeit seines Lebens und bis ganz zum Schluss „unstoppable“ war. Berrys Spätwerk ist rührend, im einen Moment energisch und im anderen Moment eine introspektive, melancholische Bestandsaufnahme; die neuen Lieder umgibt eine wehmütige Aura, der Hörer vernimmt den Schwanengesang eines der ganz großen Individualisten: Einen wie ihn, wird es nie wieder geben.

R.I.P. Chuck Berry


Credit Bild: © Universal Music