Sonntag, 9. Februar 2025

SERGIO LEONE BY HIMSELF

Credit Coverbild: © Reel Art Press
Der Italiener Sergio Leone (1929–1989) zählt fraglos zu den Schlüsselfiguren des modernen Kinos. Mit seinen Filmen änderte und bestimmte er nicht nur den Blick des Publikums auf das uramerikanische Genre des Western, sondern leistete auch in Sachen Regieführung, ästhetischer Bildsprache, Drehbuch und Einsatz von Musik (Ennio Morricone) Pionierarbeit. In einer neu erschienenen Mischung aus Bildband und filmhistorischem Werk, kommt dieser geniale Filmkünstler nun in Form eigener Essays und raren Interviews selbst zu Wort.

Nun gibt es natürlich viele Bücher über große Regisseure, durchaus von überaus kundigen Filmhistorikern und Insidern der Szene verfasst. Doch nur wenige Biografen konnten so nah an ihre Protagonisten herankommen wie Christopher Frayling, eine der internationalen Kapazitäten in Sachen Leone und Italowestern. Seine Werke „Spaghetti Westerns – Cowboys and Europeans: From Karl May to Sergio Leone“ und „Something To Do With Death“ waren  frühe, ernsthafte Auseinandersetzungen mit dem Genre und seinem wichtigsten Regisseur und sind bis heute Standardwerke. Während andere Biografen auf Infos aus zweiter Hand zurückgreifen müssen, hatte er zudem direkten Zugang zum Protagonisten seiner Hauptwerke. Dementsprechend haftet seinen Publikationen, die im Genre der Cinema-Bücher jedes Mal zu den besonderen Highlights zählen, neben der profunden Fachkenntnis über die Thematiken stets eine sehr persönliche Note an, die man in anderen Büchern selten vorfindet.

„Sergio Leone by Himself“ bildet da keine Ausnahme und ist eine packende Hommage an eine faszinierende Persönlichkeit. Auf 256 Seiten vereint Frayling Anekdoten, seltene BBilder, unveröffentlichte Interviews und Beiträge, die der Regisseur selbst verfasst hat. Leone war einer der ersten postmodernen Regisseure,  dessen Werke ein hohes Maß an Intertextualität aufweisen. Dieses Kult-Charakteristika seiner Filme wird hier eindrucksvoll verdeutlicht, zieht sich Intertextualität doch auch durch das gesamte Buch  – etwa wenn Leone in einem der Kapitel von einem jungen Dario Argento interviewt wird (der Meister des italienischen Giallo- und Horror-Genres war ja an der Story von „Spiel mir das Lied vom Tod“ beteiligt), oder wenn er seine eigenen Werke und Inspirationsquellen reflektiert oder Essays über Federico Fellini oder John Ford – einen weiteren große Mythenschöpfer des Westens – verfasst.

Was dabei zutage tritt, ist oft erhellend und unerwartet. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass sich Simone de Beauvoir anerkennend über „Zwei Glorreiche Halunken“ geäußert hat? So ist „Sergio Leone by Himself" der seltene Fall eines Filmbuchs, bei dem man auf beinahe jeder Seite etwas Neues und bis dahin Unbekanntes zu entdecken vermag. Selbst langgediente Spaghetti-Western-Aficionados und Leone-Fans werden ob der Fülle an Zusatzinformationen überrascht sein, die diesen schönen Großformatband zu einem essenziellen Teil der Leone-Bibliothek machen.

Sergio Leone By Himself, von Christopher Frayling, erschienen bei Reel Art Press

Ein Blick ins Buch:

Am Set: Leone himself
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Für ein paar Dollar mehr
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Filmplakat "Es war einmal in Amerika"
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Plakat des ersten "Dollar"-Films
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