Donnerstag, 20. Juli 2023

NOTHING BUT THE BLUES: The Music and the Musicians

Blues Musician Historical Photography
Credit Bild: © Edition Olms
Der Blues, dieser ebenso archaische wie zeitlose musikalische Ausdruck der "human condition" in all ihren Facetten von Freud bis Leid, durchlief in seiner langen und wechselvollen Geschichte unzählige Metamorphosen. Von den Baumwollfeldern und ruralen Gegenden des Südens (wo er bis zu seiner "Entdeckung" durch Leute wie W.C. Handy, der ihn dereinst als die seltsamste Musik, die er bis dahin je vernommen hatte, beschrieb, eher im Verborgenen gedieh) auf die großen Bühnen dieser Welt. 
Dieser immensen Vielschichtigkeit des Genres versuchen Lawrence Cohn und eine Riege von Mitautoren (darunter  „Living Blues“-Magazin-Journalistin und Samuel Charters, der selbst eine ganz frühe Blues-Chronik geschrieben hat) in dem den Neunzigern erstveröffentlichten und nun neu aufgelegten Band  „Nothing But The Blues“ gerecht zu werden.

Cohn war ehemals Vize-Präsident von CBS/Epic Records, Mitbegründer des Labels Legacy Recordings bei Sony Music und Produzent der Serie "Roots ’N’ Blues". Er erhielt acht Grammy Award Nominierungen und gewann diesen höchsten Preis der amerikanischen Musikindustrie im Jahr 1991 für das "Best Historical Album"für sein Projekt „Robert Johnson : The Complete Recordings“. Nach dem Vorwort von niemand Geringerem als B.B. King geht es auf eine Reise tief zu den Wurzeln dieser „Roots“-Musik. Cohns "Nothing But the Blues" ist dabei sowohl Würdigung dieses Genres duch Liebhaber dieser Musik als auch Geschichtsband und Chronik. Ein Werk, dass sowohl in seiner immensen Dichte an geflissentlich zusammengetragenen Infos als auch durch seine Ernsthaftigkeit einen geradezu wissenschaftlichen Anspruch hat.

Wie erwähnt erschien der Band bereits vor mehreren Jahrzehnten. Dieses Alter merkt man dem  Buch auch an. Einerseits ist seine Aufmachung und der Schreibstil eher nüchtern. Andererseits wirkt auch die Sichtweise auf den Blues allzu puristisch. Allgemein anerkannte wesentliche Wendepunkte, Erweiterungen und Strömungen des Blues und seine Protagonisten (vom Rock N' Roll der Fifties über den Blues Boom der Sixties hin zum Revival der Eighties) werden nur en passant gestreift, man könnte geradezu sagen: vermieden. Eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Rolle Elvis Presleys, Eric Claptons oder Stevie Ray Vaughan bleibt so aus. Blues-Erneuerer Jimi Hendrix wird beinahe argwöhnisch betrachtet. Diese Herangehensweise ist zu selektiv und dogmatisch. Dem Totalphänomen „Blues“ als Urgrund der Populärmusik des 20. Jahrhunderts wird das nicht wirklich gerecht.   

Aufgrund der vielen überaus raren Fotografien und detailreichen Ansichten über den traditionellen Blues ist dieses Buch dennoch eine interessante Lektüre und Recherche-Ressource für den Genre-Enthusiasten.

Credit Bild: © Edition Olms

Credit Bild: © Edition Olms

Credit Bild: © Edition Olms

Credit Bild: © Edition Olms
Nothing But the Blues: The Music And The Musicians von Lawrence Cohn, erschienen bei Edition Olms