Mittwoch, 19. Oktober 2022

HELMUT NEWTON LEGACY

 

Yves Saint Laurent, Queen, Paris 1969
Credit Bild: © Helmut Newton Foundation Berlin
„Meine Fotografie ist wie „Film Noir“, wie „Pulp Fiction“  - Helmut Newton

Er verband den Hochglanz-Glamour einer unerreichbaren Society-Welt mit den dunklen Begierden, die sonst eher im Verborgenen gehalten wurden. Er brachte das Filmische, das Fetischistische und das Gewagte in die Modefotografie und war dadurch auch Wegbereiter einer künstlerischen Avantgarde und einer neuen Bildsprache. Mehr als fünf Jahrzehnte umspannt das Œuvre von Helmut Newton (1920–2004) und die Zeit seit seinem Unfalltod hat nur gezeigt, wie nachhaltig sein Einfluss ist: Man denke etwa an die Werke Mert & Marcus´ oder die Tabubrüche zeitgenössischer Fashion- und Kunst-Fotografie: sie alle wären ohne Helmut Newtons Rolle als Trailblazer geradezu undenkbar.

Die unverwechselbare „Aesthetic Vision“ Newtons  - schon früh rückte er starke Frauen ins Zentrum seiner Bilder und würde für seine Darstellung erotischen Powerplays in vielen seiner Werke ebenso gefeiert wie kritisiert - ist auch das Zentrum des neuen, begleitend zu einer aktuellen Ausstellung veröffentlichen Retrospektivbands „Legacy“.

Es ist dies natürlich bei weitem nicht das erste Coffee Table-Buch, das sich mit dem vielschichtigen Werk Newtons auseinandersetzt. Nicht zuletzt im Taschen Verlag ist bereits eine Vielzahl an Werkschauen erschienen, allen voran natürlich der kultige „Sumo“, „World Without Men“, „Work“, oder „Polaroids“. "Legacy“ wirkt nun wie eine Zusammenfassung all dieser Titel.  Der Schlüssel zum Ansatz dieser neuesten Werkschau findet sich im Titel eines Kapitels. Es heißt  „Becoming Helmut Newton“ und dies ist auch genau das, was der Leser hier nachvollziehen kann: wie aus dem gebürtigen Berliner Helmut Neustädter die internationale Ikone Helmut Newton wurde.

Schon in jungen Jahren war er stark von amerikanischer Popkultur beeinflusst. Die Schund-und Groschenromane und Filme der schwarzen Serie faszinierten ihn und befeuerten seine Vorstellungskraft. Später ließ er diese filmische Komponente in seine Arbeiten für die  Vogue und Elle einfließen. Die erotischen Femme Fatales wurden zu den Hauptfiguren seiner expressiven Bilder. Im Film Noir waren die Männer oft Spielbälle der überlebensgroß dargestellten Göttinnen des „Silver Screen“, bei den Shootings traten seine Models nicht minder „hard boiled“ auf.

„Legacy“ zeichnet, noch  deutlicher als vorhergehende Bände anhand von essayistischen Beiträgen, Zitaten von Zeitgenossen und vom Meister selbst sowie - natürlich - einer gelungenen Auswahl seiner Bilder die künstlerische Entwicklung dieses Genies nach und dokumentiert wie  die Bildsprache des „professionellen Voyeurs“ (Selbstbeschreibung des Fotografen) entstand.

Die aktuelle Ausstellung HELMUT NEWTON LEGACY ist vom 19.10.2022 bis zum 15.01.2023 im Bank Austria Kunstforum Wien zu sehen.

Credit Coverbild: © Taschen Verlag   
Helmut Newton -  Legacy von Helmut Newton, Matthias Harder (Hrsg. Autor), Philippe Garner (Co-Autor), Hardcover, 24 x 34 cm, 3,04 kg, 424 Seiten, ISBN 978-3-8365-8458-6  Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch