Samstag, 7. Mai 2022

CHUCK BERRY - LIVE FROM BLUEBERRY HILL

Credit Coverbild: ©  Dualtone Music /MNRK-Bertus
Das Cover gemahnt auf den ersten Blick an die Seventies und Blueberry Hill assoziiert der geneigte Rock N´ Roll-Fan zunächst eher mit einem anderen großen Pionier dieser Musikrichtung - doch tatsächlich handelt es sich beim Album  "Live From Blueberry Hill" um eine Chuck Berry-Live-Platte, die nicht die britischen Seventies-Shows dieser Legende sondern sein Spätwerk  würdigt.

Aufgenommen wurde es zwischen Juli 2005 und Januar 2006 in einer ganz besonderen Venue, im  Restaurant Blueberry Hill in St. Louis. Dieses Lokal gehört zu den ganz großen Touristenattraktionen der Stadt und ist auch für die Einheimischen ein überaus beliebter und  generationenübergreifender Hangout-Ort, an dem einer der größten Söhne dieser Stadt über viele Jahre an jedem dritten Mittwoch im Monat auftrat. In siebzehn Jahren gab Berry dort sage und schreibe 209 Konzerte. 

Die Genesis dieser Shows  geht auf ein Gespräch Berrys mit seinem langjährigen Vertrauten und Besitzer des Blueberry Hill Restaurants Joe Edwards zurück. Berry meinte: „Weißt du, Joe, ich würde gerne in einem Lokal spielen, das so groß ist wie das, in dem ich gespielt habe, als ich angefangen habe.“  Für Berry schloss sich damit ein Kreis, back to the roots - nicht nur weil es für ihn ein Heimspiel in jener Stadt war, in der er geboren wurde sondern auch weil diese Venue an jene Orte erinnerte, in denen er in den Fünfzigern seine Verbindung von weißem Country und schwarzem Rhythm N´ Blues erstmals einem breiten Publikum vorstellte. Und der Rest ist History, wie es so schön heißt... 

Jene Bühne im Blueberry Hill,  auf der Berry in den letzten Jahrzehnten seines Lebens mehr als auf jeder anderen gespielt hat, wurde nach  Chucks charakteristische Bühnenbewegungen, dem "Duck Walk", passenderweise „The Duck Room“ getauft. Die "Live Residence" Berrys wurde zum Fixpunkt und auch andere große Musiker machten sich auf den Weg um diese Legende zu sehen, unter ihnen etwa  Robbie Robertson von The Band oder Lemmy Kilmister. 

Berrys  Band für diese Duck Room-Shows entwickelte sich im Laufe der Zeit, wurde aber schließlich als „Blueberry Hill Band“ bekannt und bestand sowohl  aus Familienmitgliedern, langjährigen Berry-Mitarbeitern als auch Stars der St. Louis-Szene, darunter Tochter Ingrid Berry an der Harp, Sohn Charles Berry, Jr. an der Gitarre, Bassist und Bandleader Jimmy Marsala, Pianist Robert Lohr und Schlagzeuger Keith Robinson. Anders als bspw. in den 70ern hatte Berry so nicht nur einen konstanten, wöchentlichen Fixplatz für seine Gigs sondern auch eine richtige Stammband - zuvor spielte Berry  bei seinen Auftritten oft mit immer wechselnden lokalen Gruppen,  die für die Legende als Backing Band fungierten - das funktionerte auch deshalb weil Berrys ikonische Songs zum absoluten Standardrepertoire gehörten und somit von den jeweiligen Bands auch ohne lange Proben beherrscht wurden. 

 "Live From Blueberry Hill" bietet einen veritablen Querschnitt durch Chucks frühe Diskographie, mit Klassikern wie "Roll Over Beethoven", "Nadine" und natürlich "Johnny B. Goode". Obwohl diese rauen  Aufnahmen von nicht das ultimative Live-Dokument Berrys sind,  bekommt der Zuhörer hier ein sehr gutes Gefühl dafür,  wie die Atmosphäre im Duck Room gewesen sein muss.