Sonntag, 8. Mai 2022

CHUCK BERRY - HAIL! HAIL! ROCK N´ ROLL

Credit Coverbild: © Studio Hamburg  / Universal Music   

In den 80ern des vergangenen Jahrhunderts steuerte die Rock N´ Roll und Rockabilly-Revival-Welle kontinuierlich auf ihren Höhepunkt zu. Musiker wie Brian Setzer,  Shakin´ Stevens, Dave Edmunds oder die Blasters feierten mit purem Rock N' Roll große Erfolge. Ikonen der ersten Stunde wie Carl Perkins, Roy Orbison oder die Everly Brothers standen wieder verstärkt im Fokus der Mainstream-Öffentlichkeit. Und auch in Hollywood war die klassische Rock N' Roll-Ära geradezu omnipräsnet: von den Buddy Holly- und  Jerry Lee Lewis-Biopics bis hin zu Francis Ford Coppolas nostalgischem "Peggy Sue Got Married". Die 50s, sie schienen damals  sehr nah, sehr präsent - was sich auch im Fashion-Stil der damaligen  Zeit widerspiegelte.  

Teil dieses Revival-Phänomens war auch der Doku- und Konzertfilm „Hail!Hail! Rock N´Roll", entstanden unter der Regie von  Taylor Hackford. Dieser hatte u.a. mit dem Richard Gere Romance-Klassiker „Ein Offizier und Gentleman“ einen der ganz großen 80er-Hits gelandet. Nach einem Neo Noir-Thriller ("Against All Odds") und einem Tanzfilm ("White Nights" mit Mikhail Baryshnikov) widmete er sich ganz dem Rock N' Roll und drehte sowohl das solide Richie Valens-Biopic "La Bamba"  als auch das großartige Portrait einer der wichtigsten Ikonen des Rock, Charles „Chuck“ Edward Anderson Berry. Anlässlich von Berrys 60. Geburtstag wurden für "Hail! Hail! Rock N' Roll" sowohl eine ausführliche Doku als auch ein Anniversary Gig inklusive der Rehearsals gefilmt. Nun ist dieser Film erstmals auf Blu ray erschienen.

Der Titel stammt aus dem frenetisch-euphorischen Refrain des Songs "School Days" in dem Berry, einer der begnadetsten Librettisten des damals noch jungen Genres, nicht nur kongenial den monotonen Alltag eines Schuljungen beschreibt, sondern auch die Kraft der Musik besingt - das Heilmittel gegen Alltagssorgen, man findet es in der Jukebox.  Die Besetzung des Gigs zu Ehren Chucks war mehr als    "star studded" : Keith Richards, der auch der Musical Director fungierte, Mr. Slowhand Eric Clapton, Linda Ronstadt, Robert Cray, Etta James, Johnnie Johnson, Steve Jordan, Bobby Keys, Julian Lennon und Joey Spampinato von NRBQ.  Wenn Berry etwa John Lennons Sohn Julian auf der Bühne begrüßt oder Eric Clapton unnachahmlich den Blues bei "Wee Wee Hours" spielt, schließt sich ein Kreis.  Bemerkenswert ist dieser Dokumentarfilm jedoch noch aus einem anderen musikhistorischen Grund: hier kommt es zu einer der ersten Kollaborationen zwischen dem  Drummer Stanley Jordan und Rolling Stone Keith Richards. Zuvor hatte Jordan schon bei den Studioaufnahmen zum Album "Dirty Work" mit den Stones gearbeitet ,  in den darauffolgenden Jahren  spielte er immer wieder mit Richards bei dessen Soloprojekten . 2021 sprang Jordan bei der damals aktuellen Tour für den erkrankten Charlie Watts ein. Nach dem völlig überraschenden Tod Watts scheint Jordan, nun permanent Teil der dienstältesten Rockband der Welt geworden zu sein.  

Die Blu ray-Neuauflage von Hackfords Berry-Portrait liefert sehr gute Bildqualität sowie druckvollen, plastischen und klaren Sound. Das durchaus üppige Bonusmaterial zeigt ausführlich die gerade für Musiker hochinteressanten Proben. Nur leider kann man aus unerklärlichen Gründen  nicht alle im Spielfilm verteilten Musiksegmente separat ansteuern, da hilft dann nur spulen wie seinerzeit bei  VHS-Kassetten. Das hätte man wirklich besser lösen  können. So ist die Blu ray-Konvertierung aufgrund dieses kleinen, aber dennoch störenden Mankos  nicht hundertprozentig perfekt - doch Hackfords Film bleibt ein gelungenes und einfühlsames Portrait eines außergewöhnlichen Musikers, das auch schwierige Aspekte in der Persönlichkeit Berrys nicht verschweigt.