![]() |
Credit Coverbild: © Studio Hamburg / Universal Music |
In den
80ern des vergangenen Jahrhunderts steuerte die Rock N´ Roll und
Rockabilly-Revival-Welle kontinuierlich auf ihren Höhepunkt zu. Musiker wie
Brian Setzer, Shakin´ Stevens, Dave Edmunds oder die Blasters
feierten mit purem Rock N' Roll große Erfolge. Ikonen der ersten Stunde wie
Carl Perkins, Roy Orbison oder die Everly Brothers standen wieder verstärkt im
Fokus der Mainstream-Öffentlichkeit. Und auch in Hollywood war die klassische
Rock N' Roll-Ära geradezu omnipräsnet: von den Buddy Holly- und Jerry Lee
Lewis-Biopics bis hin zu Francis Ford Coppolas nostalgischem "Peggy Sue
Got Married". Die 50s, sie schienen damals sehr nah, sehr präsent -
was sich auch im Fashion-Stil der damaligen Zeit
widerspiegelte.
Teil
dieses Revival-Phänomens war auch der Doku- und Konzertfilm „Hail!Hail! Rock
N´Roll", entstanden unter der Regie von Taylor Hackford. Dieser
hatte u.a. mit dem Richard Gere Romance-Klassiker „Ein Offizier und Gentleman“
einen der ganz großen 80er-Hits gelandet. Nach einem Neo Noir-Thriller
("Against All Odds") und einem Tanzfilm ("White Nights" mit
Mikhail Baryshnikov) widmete er sich ganz dem Rock N' Roll und drehte sowohl
das solide Richie Valens-Biopic "La Bamba" als auch das
großartige Portrait einer der wichtigsten Ikonen des Rock, Charles „Chuck“
Edward Anderson Berry. Anlässlich von Berrys 60. Geburtstag wurden für
"Hail! Hail! Rock N' Roll" sowohl eine ausführliche Doku als auch ein
Anniversary Gig inklusive der Rehearsals gefilmt. Nun ist dieser Film erstmals
auf Blu ray erschienen.
Der Titel stammt aus dem frenetisch-euphorischen Refrain des Songs "School Days" in dem Berry, einer der begnadetsten Librettisten des damals noch jungen Genres, nicht nur kongenial den monotonen Alltag eines Schuljungen beschreibt, sondern auch die Kraft der Musik besingt - das Heilmittel gegen Alltagssorgen, man findet es in der Jukebox. Die Besetzung des Gigs zu Ehren Chucks war mehr als "star studded" : Keith Richards, der auch der Musical Director fungierte, Mr. Slowhand Eric Clapton, Linda Ronstadt, Robert Cray, Etta James, Johnnie Johnson, Steve Jordan, Bobby Keys, Julian Lennon und Joey Spampinato von NRBQ. Wenn Berry etwa John Lennons Sohn Julian auf der Bühne begrüßt oder Eric Clapton unnachahmlich den Blues bei "Wee Wee Hours" spielt, schließt sich ein Kreis. Bemerkenswert ist dieser Dokumentarfilm jedoch noch aus einem anderen musikhistorischen Grund: hier kommt es zu einer der ersten Kollaborationen zwischen dem Drummer Stanley Jordan und Rolling Stone Keith Richards. Zuvor hatte Jordan schon bei den Studioaufnahmen zum Album "Dirty Work" mit den Stones gearbeitet , in den darauffolgenden Jahren spielte er immer wieder mit Richards bei dessen Soloprojekten . 2021 sprang Jordan bei der damals aktuellen Tour für den erkrankten Charlie Watts ein. Nach dem völlig überraschenden Tod Watts scheint Jordan, nun permanent Teil der dienstältesten Rockband der Welt geworden zu sein.
Die Blu
ray-Neuauflage von Hackfords Berry-Portrait liefert sehr gute
Bildqualität sowie druckvollen, plastischen und klaren Sound. Das durchaus
üppige Bonusmaterial zeigt ausführlich die gerade für Musiker hochinteressanten
Proben. Nur leider kann man aus unerklärlichen Gründen nicht alle im
Spielfilm verteilten Musiksegmente separat ansteuern, da hilft dann nur spulen
wie seinerzeit bei VHS-Kassetten. Das hätte man wirklich besser
lösen können. So ist die Blu ray-Konvertierung aufgrund dieses kleinen,
aber dennoch störenden Mankos nicht hundertprozentig perfekt - doch Hackfords Film bleibt ein gelungenes und einfühlsames
Portrait eines außergewöhnlichen Musikers, das
auch schwierige Aspekte in der Persönlichkeit Berrys nicht verschweigt.