Donnerstag, 15. Juni 2017

Das Making Of eines Klassikers: Behind the Scenes of Sergio Leone´s The Good, the Bad and the Ugly

Clint Eastwood, Eli Wallach und Lee Van Cleef am Set
Credit Bild: © Peter J. Hanley (Il Buono Publishing)
Das Close-Up auf die zusammengekniffenen Augen Clint Eastwoods, die den Zuseher leinwandfüllend anstarren. Der schmutzige Style der Gunmen die das raue Land des italienischen Westens bevölkern, der zynische Blick auf die im US-Western oft verklärte Vergangenheit, die klimaktisch zur sich in einem Crescendo steigernden Musik Ennio Morricones geschnittenen Shoot-Outs…..
Es sind ikonische Images und Szenen wie diese mit denen Regisseur Sergio Leone den ur-amerikanischen Mythos neu interpretierte und Filme schuf, die sich unauslöschlich in das kollektive Gedächtnis von Kinofans auf der ganzen Welt eingebrannt haben und auch zeitgenössische Regisseure  wie etwa Quentin Tarantino maßgeblich beeinflussten.
Eines der Hauptwerke des Spaghetti Western-Genres ist das Finale der sog. „Dollar“-Trilogie „The Good, The Bad and the Ugly" aus dem Jahre 1966 (dt. Titel: „Zwei glorreiche Halunken“) – ein Film der letztes Jahr 50 jähriges Jubiläum feierte.

Passend zu diesem Anniversary des Kultfilms ist mit  Behind the Scenes of Sergio Leone´s The Good, the Bad and the Ugly ein aufwändiger Prachtband erschienen, der Leones Werk standesgemäß würdigt. Eine bibliophile Hommage, die zu den best gemachten Filmbüchern der letzten Jahre zählt -  und das ganz abseits aller großen Verlage. Denn dieses umfangreiche Buchprojekt entstand aus einem privaten Hobby von Wissenschaftler und Autor Peter Hanley, der den Band im Eigenverlag (Il Buono Publishing) herausbringt. In jahrelanger minutiöser Kleinarbeit führte Hanley Interviews (u.a. mit „Tuco“-Darsteller Eli Wallach, Komponist Morricone, der Witwe des Regisseurs, Carla Leone oder Aldo Sambrell), sichtete Archive,  trug zig seltene Fotos zusammen und entwarf so eine wunderschöne Chronik von „The Good, the Bad and the Ugly“ (kurz „GBU“).
Der "Blonde" und Tuco
Credit Bild: © Peter J. Hanley (Il Buono Publishing)
Regisseur Sergio Leone mit Eli Wallach
Credit Bild: © Peter J. Hanley (Il Buono Publishing)
Dass hier ein glühender Fan und Experte am Werk war, merkt man als Leser auf jeder einzelnen Seite. Nicht nur dass dieser Band ungemein liebevoll gestaltet wurde, er beeindruckt vor allem durch seine geradezu wissenschaftlich anmutende Detailgenauigkeit.
Beim Durchblättern ist man immer wieder fasziniert, wie viel Arbeit in diesem über 400 Seiten starken Hardcover-Band (komplett in Englisch) steckt: Hanley macht äußerst  lesenswert nachvollziehbar, wie dieses Schlüsselwerk des Genres entstand und widmet sogar dem historischen Kontext des Plots - dem amerikanischen Bürgerkrieg- ein eigenes Kapitel. Hier trifft der Begriff „Making Of“ wirklich genau ins Schwarze, zumal die hier geschilderten Dreharbeiten in den Sixties tatsächlich noch ein richtiges Abenteuer waren. Der informative Text in Verbindung mit den großartigen Aufnahmen lassen diese vergangene Zeit vor dem inneren Auge des Betrachters förmlich auferstehen.

Die meisten der in diesem Band vertretenen Bilder waren zudem bislang unveröffentlicht – selbst wer sich so wie ich seit Jahrzehnten mit dem Thema Leone beschäftigt, wird hier viel Neues entdecken – sei es jetzt geniale Aufnahmen der Hauptdarsteller in Drehpausen, der genaue Blick auf „deleted scenes“ oder das Make Up des geschundenen Blondie (Eastwood) nachdem er von Tuco durch die Wüste gejagt wurde.
Das Aufteilen des auf Tuco ausgesetzten Kopfgeldes 
Credit Bild: © Peter J. Hanley (Il Buono Publishing)
Trotz des Einflusses von Leones Werk und dem Italo-Western-Genre im Allgemeinen ist die Anzahl an Büchern zur Thematik überraschend überschaubar.  Hanleys „GBU“-Buch ist nun eine der besten Ergänzungen zur Italowestern-Bibliothek, die sich neben den Büchern von Sir Christopher Frayling als ein Standardwerk einreiht – denn einen umfangreicheren Band über einen einzelnen Film habe ich bislang nicht gesehen.

Link:
http://www.gbu-book.net/
Credit Coverbild: © Peter J. Hanley (Il Buono Publishing)