Mittwoch, 6. November 2019

The Kinks - Arthur (Or the Decline and Fall of the British Empire)


Credit Bild: © BMG/Sanctuary  Warner
Der Untergang des britischen Empire? Solch einen unheilschwangeren Album-Titel könnte man beinahe für eine hochaktuelle Abrechnung mit dem jenseitigen Brexit-Chaos halten. Tatsächlich ist das jedoch der Name eines schon 1969 veröffentlichten Konzeptalbums der Kinks, das einst zwar auf positive Resonanz in der britischen Musikpresse traf, jedoch im übermächtigen Schatten anderer großer Meisterwerke (Abbey Road, Let It Bleed, Led Zeppelin II…) etwas unterging.

Im Jubiläumsjahr ´69, also genau 50 Jahre nach der Urveröffentlichung wird dieses ebenso ungewöhnlich wie interessante Werk der Kinks-Diskographie mit einer umfangreichen Deluxe Edition gewürdigt und re-released.
Ursprünglich war das Album als Soundtrack für ein Fernseh-Theaterstück über den Teppichhändler Arthur Morgan, der nach Australien auswandert, konzipiert.
Aus dem Projekt wurde letztlich nichts, das Album kam als eigenständige LP auf den Markt – in einer sehr schwierigen Zeit für die Band. Die British Invasion-Single Hits lagen hinter ihren, der Vorgänger „The Kinks Are the Village Green Preservation Society“ war kein kommerzieller Erfolg. Auch „Arthur“ war retrospektiv betrachtet wohl das falsche Album zur falschen Zeit – nicht nur weil im selben Jahr ein anderer Konzeptalbum erschien, mit dem das etwas unscheinbarere „Arthur“ nicht mithalten konnte: die Ur-Rock-Oper Tommy“.
Ray Davis gewohnt ironisch-sarkastische Lyrics über ein Empire, dem der Glanz abhanden gekommen war, nahmen zwar die Katerstimmung der bevorstehenden Seventies vorweg und hätten überdies zum zunehmend düsteren Zeitgeist der etwa auch auf „Let It Bleed“ der Stones dominierte, gepasst – doch letztlich fehlten hier die ganz großen Standout-Tracks und Single-Hits. Die 12 Nummern in denen sich die Story Arthurs entspinnt, sind jedoch keinesfalls schlecht, ganz im Gegenteil.
Credit Bild: © BMG/Sanctuary  Warner
Zwar findet man hier keine Gassenhauer der Marke „Early Kinks“ und auch noch kein „Lola“, der typische, sehr spezielle Sound der späteren Phase der Band ist hier jedoch in vollem Glanz zu genießen. Und auch die geistreichen Lyrics Ray Davis überzeugen hier so wie immer auf voller Länge - nicht umsonst zitierte der heurige Literatur-Nobelreisträger Peter Handke diesen großen britischen Songwriter bei einem Interview kurz nach Bekanntgabe dieser großen Auszeichnung.
Die 2019er Remastered Reissue dieses Albums präsentiert „Arthur“ im Mediabook-Format mit 2 CDs  als richtiges Sammlerstück, das den Kinks-Archivar  mit Bonus Tracks, B-Sides und Alternative Mixes erfreut. Es lohnt sich also durchaus dieses (beinahe) vergessene Album wiederzuentdecken. Nicht nur, weil das im Umbruch befindliche England ´69 und England anno 2019 mitunter Parallelen aufweisen.