Dienstag, 7. Juni 2016

QUENTIN TARANTINO´S THE HATEFUL EIGHT ORIGINAL MOTION PICTURE SOUNDTRACK



Credit Coverbild: Universal Music
Trotz seiner jahrzehntelangen, wegweisenden Kompositionen wurde Ennio Morricone erst bei der diesjährigen Oscar-Verleihung endlich mit einem regulären Oscar ausgezeichnet - für seinen Soundtrack zum Western „The Hateful Eight“ von Quentin Tarantino.
Einem Regisseur, bei dem die Musik eine so zentrale Rolle wie keinem anderen Director der Gegenwart spielt. Soundtracks sind bei ihm nicht bloße szenische Untermalung  sondern integraler Bestandteil des filmischen Gesamtkunstwerks. Mit großer Spannung wird nicht nur jeder neue Streifen des derzeit aufregendsten Auteurs erwartet sondern auch die jeweils filmbegleitenden kultigen Musik-Releases.

Auch der OST zu seinem achten Film ist wenig verwunderlich - es ist eine Konstante seit „Reservoir Dogs“ von 1992 - wieder eine Klasse für sich. Dabei unterscheidet sich der „The Hateful Eight“-OST
jedoch recht deutlich von all seinen Vorgängern. Tarantinos bisherige Werke waren von einem beinahe ausschließlichen Zurückgreifen auf pre-existente Musik, die rekontextualisiert eingesetzt wurde, geprägt.
Diesmal verwendet der Regisseur jedoch zu weiten Teilen einen orchestral-instrumentalen Score, der von Maestro Ennio Morricone extra für diesen Film kreiert wurde (Ausnahme bilden nur einige Stücke, die Morricone für den ´82er John Carpenter Paranoia-Klassiker „The Thing“ komponierte, die  dann jedoch nicht im Film eingesetzt wurden).
Was beim „Django Unchained“-Soundtrack begann wird bei „The Hateful Eight“ fortgesetzt: Damals steuerte Morricone nur ein einziges neues Stück bei („Ancora Qui“, in der Szene kurz vor dem Abendessen im Anwesen des von Leonardo DiCaprio verkörperten Calvin Candie).

Nun hat der italienische Meister  für Tarantino - der seit Jahrzehnten ein Verehrer Sergio Leones und Morricones ist - den Großteil des Soundtracks für „The Hateful Eight“ komponiert  - und wieder einen Geniestreich geschaffen. Morricones Stücke sind wuchtig, unheimlich, unglaublich düster, unheilvoll und bedrohlich und erinnern weniger an seine Western-Kompositionen für Leone als an den Score eines Horrorfilms oder Giallo der Siebziger. Dabei entfacht die Musik eine faszinierende Sogwirkung, der man sich nicht entziehen kann.
Neben dem Morricone-Score und einigen Tracks mit den genialen Monologen bzw. Dialogen aus der Feder Tarantinos (und der Performance des Lieds „Jim Jones At Botany Bay von „Daisy Domergue“ Jennifer Jason Leigh aus einer Schlüsselszene des Films) finden sich auf der CD nur drei Songs aus dem Bereich der Populärmusik. Während bei „Django Unchained“ die vereinzelten unpassend- anachronistischen Rap-Nummern verwunderten, fügen sich die drei kontemporären Lieder - der Country/Folk-Song „Apple Blossoms“ der White Stripes mit  an Spaghetti Western erinnerndem Gitarrensolo; David Hess´ Gänsehaut erzeugende „The Last House On The Left“-Ballade „Now You´re All Alone“ und Roy Orbisons bebendes „There Won´t Be Many Coming Home“ aus „The Fastest Guitar Alive - diesmal nahtlos ins historische Film-Setting nach dem amerikanischen Sezessionskrieg ein.
„The Hateful Eight“ ist ein faszinierendes Album geworden, das zum Besten zählt, was man im Bereich classical music und Soundtrack seit geraumer Zeit hören durfte.