Credit Coverbild: Universal
Music
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Trotz seiner jahrzehntelangen, wegweisenden Kompositionen
wurde Ennio Morricone erst bei der diesjährigen Oscar-Verleihung endlich mit
einem regulären Oscar ausgezeichnet - für seinen Soundtrack zum Western „The
Hateful Eight“ von Quentin Tarantino.
Einem Regisseur, bei dem die Musik eine so zentrale Rolle
wie keinem anderen Director der Gegenwart spielt. Soundtracks sind bei ihm
nicht bloße szenische Untermalung
sondern integraler Bestandteil des filmischen Gesamtkunstwerks. Mit großer
Spannung wird nicht nur jeder neue Streifen des derzeit aufregendsten Auteurs
erwartet sondern auch die jeweils filmbegleitenden kultigen Musik-Releases. Auch der OST zu seinem achten Film ist wenig verwunderlich - es ist eine Konstante seit „Reservoir Dogs“ von 1992 - wieder eine Klasse für sich. Dabei unterscheidet sich der „The Hateful Eight“-OST
jedoch recht deutlich von all seinen Vorgängern. Tarantinos bisherige Werke waren von einem beinahe ausschließlichen Zurückgreifen auf pre-existente Musik, die rekontextualisiert eingesetzt wurde, geprägt.
Diesmal verwendet der Regisseur jedoch zu weiten Teilen einen orchestral-instrumentalen Score, der von Maestro Ennio Morricone extra für diesen Film kreiert wurde (Ausnahme bilden nur einige Stücke, die Morricone für den ´82er John Carpenter Paranoia-Klassiker „The Thing“ komponierte, die dann jedoch nicht im Film eingesetzt wurden).
Was beim „Django Unchained“-Soundtrack begann wird bei „The Hateful Eight“ fortgesetzt: Damals steuerte Morricone nur ein einziges neues Stück bei („Ancora Qui“, in der Szene kurz vor dem Abendessen im Anwesen des von Leonardo DiCaprio verkörperten Calvin Candie).
Nun hat der italienische Meister für Tarantino - der seit Jahrzehnten ein
Verehrer Sergio Leones und Morricones ist - den Großteil des Soundtracks für
„The Hateful Eight“ komponiert - und
wieder einen Geniestreich geschaffen. Morricones Stücke sind wuchtig,
unheimlich, unglaublich düster, unheilvoll und bedrohlich und erinnern weniger
an seine Western-Kompositionen für Leone als an den Score eines Horrorfilms
oder Giallo der Siebziger. Dabei entfacht die Musik eine faszinierende Sogwirkung,
der man sich nicht entziehen kann.
Neben dem Morricone-Score und einigen Tracks mit den genialen
Monologen bzw. Dialogen aus der Feder Tarantinos (und der Performance des Lieds
„Jim Jones At Botany Bay von „Daisy Domergue“ Jennifer Jason Leigh aus einer
Schlüsselszene des Films) finden sich auf der CD nur drei Songs aus dem Bereich
der Populärmusik. Während bei „Django Unchained“ die vereinzelten unpassend- anachronistischen
Rap-Nummern verwunderten, fügen sich die drei kontemporären Lieder - der
Country/Folk-Song „Apple Blossoms“ der White Stripes mit an Spaghetti Western erinnerndem Gitarrensolo;
David Hess´ Gänsehaut erzeugende „The Last House On The Left“-Ballade „Now
You´re All Alone“ und Roy Orbisons bebendes „There Won´t Be Many Coming Home“
aus „The Fastest Guitar Alive - diesmal nahtlos ins historische Film-Setting
nach dem amerikanischen Sezessionskrieg ein. „The Hateful Eight“ ist ein faszinierendes Album geworden, das zum Besten zählt, was man im Bereich classical music und Soundtrack seit geraumer Zeit hören durfte.