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Credit Bild: © Prestel Verlag |
Hinter dem Glitzer & Glamour steckt also vermutlich doch noch etwas ganz Anderes. Womöglich der monochrome Film Noir am nicht enden wollenden Sommertag? Eventuell das Dunkelgrau im Sonnengelb ? Oder gar die eiskalte Femme Fatale in der unbedarft wirkenden Strandschönheit ? Diesen Eindruck kann man jedenfalls gewinnen wenn man die Riviera durch die Kamera Helmut Newtons betrachtet. Nach zwanzig Jahren in Paris verschlug es den Starfotografen 1981 an die Côte d’Azur. Der Grund: weil es in der Hauptstadt angeblich keine Sonne mehr gab. Das Wetter war an der Küste fraglos besser - eigentlich ein Rezept für gepflegten Müßiggang. Doch obwohl seine neue Heimat schon damals als beliebter Ruhestandsort für Gutbetuchte galt, dachte Newton gar nicht ans Aufhören.
Der neue Bildband „Newton Riviera“ ist - eingeleitet von einem Vorwort von Caroline Von Monaco – nun die umfassende Chronik dieser ungemein produktiven Periode, in der einige seiner eindrucksvollsten Werke entstanden. Seine Bilder vom Reich der Reichen und Schönen haben weniger etwas vom makellosen Glamour eines Slim Aarons sondern zeigen mitunter das Abseitige im Schönen, das Niedere im Elitären sowie das Verdorbene im scheinbar Makellosen - also typisch Newton, insofern waren er und die azurblaue Küste ein „perfect match“. Der Starfotograf war hier sowohl distanzierter Beobachter als auch Protagonist der High Society und des Jetset. Vor seiner Linse fand sich ein Who Is Who Prominenter wieder: die Fürstenfamilie, Hollywoodlegende Robert Evans, Schauspielerin Isabelle Huppert, Pop-Chamäleon David Bowie, Designer Karl Lagerfeld mit seinem Lebensgefährten Jacques De Basher oder Regisseur Michael Cimino - originellerweise vor einem Portrait Napoleons abgelichtet, das eine verblüffende Ähnlichkeit offenbart. Dem Zauber der malerischen Umgebung konnte sich Newton, der ja sonst eher an Körperlandschaften interessiert war, ebenfalls nicht entziehen. So entstanden in jener Zeit auch Landscape-Aufnahmen von reduzierter Schönheit. Und dann sind da natürlich die Frauen, stark und gleichzeitig devot, unnahbar, kühl, stets mit diesen BDSM-Touch, ganz gleich ob in den fetischistischen Kreationen der Luxusmoderhäuser am Strand oder im Hotelzimmer in der von Tatortfotos inspirierten Serie „ Yellow Press“.
„Newton, Riviera“ ist fraglos einer der spannendsten neuen Bildbände über die Fotografie-Ikone. Nicht nur weil hier eine ganz spezielle Schaffensphase des Meisters monothematisch beleuchtet wird sondern auch weil der hier gezeigte Blick auf das Riviera Paradise ein so faszinierender ist.
Newton, Riviera - Matthias Harder, Guillaume De Sardes, erschienen im Prestel Verlag