Samstag, 11. Juli 2020

BOB DYLAN – ROUGH AND ROWDY WAYS


Der junge Dylan - in seinen "rough and rowdy days"
Credit Bild: © Sony
Mit ihm hatte man wohl am wenigsten gerechnet, dabei gab es letztlich keinen passenderen Zeitpunkt: Bob Dylan, jener Künstler der sonst nie das macht, was seine Kollegen tun, meldete sich so wie die gefühlt  gesamte Musikwelt ohne Vorankündigung mit neuem Material aus der Quarantäne in der Coronakrise.
Der stets enigmatische Songwriter gibt sich abseits seiner regelmäßigen Fortsetzungen der „Neverending Tour“ ja eher als Eremit, so gut wie nie dringen News über „His Bobness“ an die Öffentlichkeit, die Gazetten mied er spätestens ab den Siebzigern sowieso und neue Alben mit Eigenkompositionen gibt es nur in homöopathischen Dosen. Im März dann vollkommen überraschend: das Release einer epischen neuen Single, die erste neue Eigenkomposition seit acht Jahren. „Murder Most Foul“ – borgt den Titel aus Shakespeares „Hamlet“ und ist dann auch noch näher an reiner Lyrik als manch anderes von Dylan, eine 17 minütige Meditation über ein amerikanisches Trauma, jenen einschneidenden Tag im November 1963  als Hoffnungsträger John F- Kennedy in Dallas. Texas erschossen wurde.

Der Song war der erste Vorbote der neuen LP „Rough And Rowdy Ways“, die im Gegensatz zu den Vorgängeralben keine Neudeutung des Songbooks nach Frank Sinatra ist, sondern vielmehr eine  logsiche Fortsetzung von „Modern Times“, oder „Together Through Life, den Platten auf denen Dylan zunhemend wieder auf den Highway 61 einbog. So gibt es auf „Rough And Rowdy Ways“ eine so eklektische wie gediegene Mischung aus dem amerikansichen Schemztigel der Genres: Treibenden Chicago Blues Country, Folkiges mit dezentem Crooner-Einschlag. Es sind Barrelhosue-Meditationen über Amerika und das Ende der Zeit die Dylan mit einer stilvoll „zerstörten“ Stimme vorträgt ä, die sich immer näher in Richtung  Tom Waits bewegt.
Credit Bild: © Sony
Der Moment für das Release dieses Albums könnte angesichts der aktuellen Krisen nicht passender sein, war Dylan doch immer Beobachter um nicht zu sagen Chronist gesellschaft Umbrüche. Die Zeiten ändern sich, wenn der harte Regen fällt – um hier einmal klassiche Textzeilen zu paraphrasiern. 

 "Rough..." ist eines der besseren "later period"-Alben, ein dichtes, stellenweise richtig packendes "Hörspiel" für Dynalogen die sich wohl wieder einige Jahre an den vieldeutigen Lyrics des widerwilligen Nobelpreisträgers abarbeiten können - auch wenn dieses jüngste Opus bei aller Atmosphäre ist kein neues "Blood On The Tracks" geworden ist.