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Der junge Dylan - in seinen "rough and rowdy days"
Credit Bild: © Sony
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Mit ihm
hatte man wohl am wenigsten gerechnet, dabei gab es letztlich keinen passenderen
Zeitpunkt: Bob Dylan, jener Künstler der sonst nie das macht, was seine
Kollegen tun, meldete sich so wie die gefühlt gesamte Musikwelt ohne
Vorankündigung mit neuem Material aus der Quarantäne in der Coronakrise.
Der stets enigmatische
Songwriter gibt sich abseits seiner regelmäßigen Fortsetzungen der „Neverending
Tour“ ja eher als Eremit, so gut wie nie dringen News über „His Bobness“ an die
Öffentlichkeit, die Gazetten mied er spätestens ab den Siebzigern sowieso und neue Alben
mit Eigenkompositionen gibt es nur in homöopathischen Dosen. Im März dann
vollkommen überraschend: das Release einer epischen neuen Single, die erste
neue Eigenkomposition seit acht Jahren. „Murder Most Foul“ – borgt den Titel
aus Shakespeares „Hamlet“ und ist dann auch noch näher an reiner Lyrik als manch
anderes von Dylan, eine 17 minütige Meditation über ein amerikanisches Trauma,
jenen einschneidenden Tag im November 1963 als Hoffnungsträger John F- Kennedy in
Dallas. Texas erschossen wurde.
Der Song
war der erste Vorbote der neuen LP „Rough And Rowdy Ways“, die im Gegensatz zu den
Vorgängeralben keine Neudeutung des Songbooks nach Frank Sinatra ist, sondern vielmehr
eine logsiche Fortsetzung von „Modern
Times“, oder „Together Through Life, den Platten auf denen Dylan zunhemend wieder auf den Highway 61 einbog. So gibt es auf „Rough
And Rowdy Ways“ eine so eklektische wie gediegene Mischung aus dem amerikansichen Schemztigel der Genres: Treibenden Chicago Blues Country, Folkiges mit dezentem Crooner-Einschlag. Es sind Barrelhosue-Meditationen über Amerika und das Ende der Zeit die Dylan mit einer stilvoll „zerstörten“ Stimme vorträgt ä, die sich
immer näher in Richtung Tom Waits bewegt.
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Credit Bild: © Sony
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"Rough..." ist eines der besseren "later period"-Alben, ein
dichtes, stellenweise richtig packendes "Hörspiel" für Dynalogen die sich wohl
wieder einige Jahre an den vieldeutigen Lyrics des widerwilligen Nobelpreisträgers abarbeiten können - auch wenn dieses jüngste Opus bei aller Atmosphäre ist kein neues "Blood On The Tracks" geworden ist.