Als erster
sogenannter „Fernsehkrieg“ und aufgrund zahlreicher filmischer Auseinandersetzungen
mit der Dschungelhölle ist der Vietnamkrieg tief im kollektiven Gedächtnis verankert.
Dass parallel dazu ein weiterer Konflikt im benachbarten Laos tobte, wissen indes
nur wenige. Ein Umstand, der alles andere als verwunderlich ist, handelte es
sich dabei doch um die größte
Geheimoperation der CIA bis zum heutigen Tag.50 Jahre nachdem eine Guerilla-Armee
von Hmong-Stammesangehörigen die von den kommunistischen Nordvietnamesen
unterstützten Pathet Lao bekämpfte, erscheint mit dem Bildband „War Of
Whispers“ nun ein außergewöhnlicher
Augenzeugenbericht dieses beinahe in Vergessenheit geratenen Stellvertreterkriegs. Nun mag sich mancher Leser
angesichts der uns heute vertrauten Gleichzeitigkeit und Omnipräsenz diverser
offizieller und inoffizieller News-Kanäle die Frage stellen, wie es möglich war
einen ganzen Krieg geheim zu halten. Einerseits ist die
Informationsgeschwindigkeit heute eine völlig andere, andererseits tat die CIA
alles dafür, dass nichts von den Geschehnissen in Laos an die Öffentlichkeit
drang. Totale Nachrichtensperre heiß die Devise - Journalisten,
die den spärlichen und vagen Gerüchten über diesen Konflikt nachgehen wollten,
wurden rigoros daran gehindert.Credit Bild: ©John Willheim Hartmann Books
Lediglich eine Ausnahme gab es: John Willheim, damals frisch-gebackener CIA-Offizier und versierter Fotograf, wurde beauftragt, den Schattenkrieg zu dokumentieren - die Aufnahmen sollten Zeugnisse für die Archive des Geheimdienstes bleiben. Dementsprechend wurden Willheim keine Einschränkungen auferlegt. Nur einige hochrangige amerikanische Geheimdienstler, wenige US-Kongressabgeordnete und der damalige Commander In Chief, Präsident Lyndon B. Johnson hatten Zugang zu seinem Material. In den darauffolgenden Jahrzehnten blieben diese fotografischen Dokumente fast vollständig unter Verschluss.
Credit Bild: ©John Willheim Hartmann Books Credit Bild: ©John Willheim Hartmann Books Credit Bild: ©John Willheim Hartmann Books
Die nun in „War Of Whispers“ zu
sehenden Bilder zeigen sowohl einen beinahe banal wirkenden Alltag, hinter
dessen scheinbarer Normalität jedoch das Grauen lauert als auch Impressionen,
die so filmisch anmuten, als wäre man am Set von Francis Ford Coppolas
„Apocalypse Now“ gelandet. Auch wird man an Robert Capa und den „Falling
Soldier“ erinnert, gerade bei Willheims Bildern während der Offensiven - der
Fotograf inmitten der Kampfhandlungen, die Soldaten „frozen in time“. Diese Aufnahmen sind faszinierend
und es haftet ihnen der Nimbus des Seltenen und Geheimnisvollen an. Credit Bild: ©John Willheim Hartmann Books
Insofern ist Willheims Werk ein interessantes Fotoprojekt, es ist jedoch kein gutes Buch für Leser, die sich über diesen wenig beleuchteten historischen Konflikt informieren möchten. Denn leider werden hier fast keine Hintergrundinformationen geliefert, selbst der Anhang nach dem Fototeil ist eher spärlich. Angesichts der Tatsache, dass Willheim damals live dabei war, ist dieses weitgehende Fehlen tiefergehender Erläuterungen und Insider-Infos Buch doch sehr auffallend. Dem Leser bleibt also nur die anderweitige Recherche.
War Of Whispers, erschienen bei
Hartmann Books, Hardcover 22 x 29,8 cm, 276 Seiten , ca. 175 Abbildungen, ISBN
978-3-96070-065-4Credit Bild: ©John Willheim Hartmann Books