Montag, 19. August 2019

ROCKY MOUNTAIN SLIDES

Ungewöhnliche Slides: Brian Bassett Signature Modell (links) und der Elements Turquoise  Shavano
Oft sind es gerade die kleineren Firmen und Marken abseits des Mainstreams und fernab etablierter Branchenriesen die spezielle und besondere Produkte kreieren. Auch im weiten Feld der „Guitar Gear“ und in jenem Segment, das im Musikalienladen meist unter der Bezeichnung „Accessoires“ firmiert, ist das nicht anders. Ein Paradebeispiel hierfür ist die US-Firma Rocky Mountain Slides (kurz RMS) und ihre Tonebars und Fingerslides. In Poncha Springs am Fuße der mächtigen Rocky Mountains fertigt „Doc“ Sigmier Slides, die nicht ungewöhnlicher sein könnten. In der Roots-Szene der Staaten sind diese längst kein Geheimtipp mehr, vom Kentucky Headunter Greg Martin über Sheryl Crow-Gitarrereo Peter Stroud spielt eine ganze Reihe illustrer Musiker die Kreationen des Doktors.

Was bei RMS als allererstes auffällt: Sigmiers Slides sehen einfach extrem cool und vor allem exotisch aus  - wie man am Bild oben erkennt haben sie abgesehen von der Form recht wenig mit anderen am Markt erhältlichen Slides gemein, die normalerweise wesentlich schlichter aussehen. RMS sorgt mit knalligen Farben und unorthodoxen Materialen für Aufsehen, das macht sich natürlich gut auf der Stage und dürfte ganz generell alle musikalischen Ästheten ansprechen. Wobei man sagen muss, dass die Slides nicht nur eine fancy Optik besitzen, die speziellen „glacings“ die der Doc für seine Kreationen verwendet heben die RMS-Produkte über die Riege normale Keramik-Röhrchen.
Individualisten werden es zudem schätzen, dass die Slides mit so klingenden Namen wie „Shavano“ oder „Cochetopa“ zu 100 % handmade sind – mit allen Eigenheiten und kleinen Inmperfektionen bzw. Unebenheiten im Material – ziemlich unique das ganze, was natürlich einen ganz eigenen Charme besitzt
Der Doc bei der Arbeit 
Credit Bild:© Rocky Mountain Slide Company 
Gutes Beispiel hierfür ist etwa der Bryan Bassett Slide, der Signature Slide des Foghat-Gitarristen. Das grüne Teil wirkt  als hätte man es gerade aus dem Sumpf Louisianas gezogen – dazu passt auch sein voller, bluesiger Klang, der sich nicht nur für den  Slow Ride sondern auch für High Speed-Orgien eignet 😊.  Klanglich erinnert er an klassische Keamikslides mit einem Hauch von glasiger Transparenz.
In eine etwas andere klangliche Richtung geht der Elements Turquoise Shavano aus der Elements-Reihe. Dieser ist tatsächlich aus Stein gefertigt – sehr ungewöhnlich und das hat durchaus merkbare Auswirkungen aufs Spielgefühl und den Ton. Während der grüne Bassett-Slide etwas heller und durchdringender klingt, deckt der Shavano ein etwas breiteres Frequenzspektrum ab. Er hat hörbar mehr  Bass, wirkt insgesamt eine Spur mellower. Passt zum Look, der weniger an einen Side, denn an ein Schmuckstück erinnert.

Im Vergleich zu Massenproduktions-Slides oder den von vielen Herstellern angebotenen Coricidin-Replicas behaupten sich die "Independent"-Artikel von RMS mehr als selbstbewusst, denn sie klingen einfach hervorragend. Wobei man natürlich dennoch keine himmelhohen Unterschiede zu anderen handelsüblichen Bottlenecks aus dem high quality-Bereich erwarten sollte. Meine bisherige Slide-Collection würde ich also also nicht wegwerfen, die RMS Slides bieten jedoch eine sowohl optisch wie klanglich äußerst interessante und hochwertige Alternative und Ergänzung. Gerade was das Feeling beim Spiel und die ganze Haptik anbelangt ist der Unterschied zudem recht deutlich. Wer also mit diesen urigen Slides experimentieren will, sollte sich die RMS Site anschauen – bislang gibt es Docs Entwürfe nämlich noch bei keinem der gängigen europäischen Stores. 

Hier ein paar Soundbeispiele, die einerseits die auffällige HiFi-artige Klarheit der Slides als auch ihre Durchsetzungsfähigkeit in einem Bandkontext verdeutlichen. Den Anfang macht ein kesselnder Full Band -Track. Zuerst hört man den Bassett Slide, dann setzt der Shavano ein. Verwendete Gear: Fender Eric Clapton Strat in einen Friedman Dirty Shirley mit einem Hauch Spring Reverb:  


Die gleiche Gear kam im folgenden Audiobeispiel zum Einsatz, diesmal hört ihr die beiden Slides jedoch isoliert. Wieder macht der Bassett Slide den Anfang, dann folgt der Shavano: