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Für die einen ist sie das erklärte Feindbild, das in sich all jenes vereint, was am populär-populistischen Boulevardjournalismus schlecht ist. Für die anderen ist sie die oft einzige tägliche Informationsquelle: Die BILD-Zeitung des Springer Verlags. Ein Blatt, das ebenso stark polarisiert wie es fraglos zu den reichweitenstärksten Leitmedien aus dem Boulevard-Bereich zählt.
Der vielfach äußerst schnellen, teils exklusiven Berichterstattung und der hohen Aktualität stehen eine oft allzu vereinfachende Berichterstattung, der kommunikationswissenschaftlich und medienethische bedenkliche Kampagnenjournalismus und effektheischende Meinungsmache
gegenüber. Wie auch immer man selbst zum streitbaren Medium steht - wer sich mit der publizistischen Landschaft des deutschsprachigen Raums auseinandersetzt, kommt an der Bild nicht vorbei. Zum 65 Jahr-Jubiläum erscheint beim Taschen Verlag nun die Neuauflage der großen Retrospektive auf etwas mehr als 6 Jahrzehnte Boulevardjournalismus.
Axel Springer in der Druckerei mit der 1. Ausgabe von
BILD, Nacht vom 23. zum 24. Juni 1952.
Credit Bild: © TASCHEN GmbH/Axel Springer AG
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Herausgegeben von Julian Reichelt (aktueller Vorstand der Bild-Chefredaktion) und Kai Diekmann präsentiert der gewichtige Bild-Band (pun intended ;-) ) eine selektive Auswahl von Titelblättern der Zeitung beginnend anno 1952 und endend im Juli 2017 - die Auswahl dieser Titelseiten zeigt einerseits einem Zeitraffer gleich wichtige Ereignisse der Weltgschichte auf und verdeutlicht andererseits die Machart der Bild: Die effektheischenden Überschriften ("Wir sind Papst" , So tickt ...) die von den Boulevardmedien Österreichs oder der Schweiz übernommen wurden; Sex Sells (das Mädchen von Seite 1), lautmalerische Headlines an der Grenze zwischen Ulk und dadaistischem Experiment; das Aufdecken der Skandale; die Abstürze der C-Prominenz ; die scharfe, bisweilen anprangernde Art Polit-Ereignisse zu kommentieren...
Titelseite BILD, 26.07.1968
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Bis auf die einleitenden Essays u.a. von Stefan Aust, Ferdinand von Schirach, Julian Reichelt, Vitali Klitschko oder Franz Josef Wagner wird im Buch auf eine publizistische und wissenschaftliche Einordnung des Blatts im Medienspektrum der Bundesrepublik verzichtet.Die Titelblätter sprechen hier für sich selbst - die Wertung bleibt letztlich dem Leser selbst überlassen.
Das Bild-Buch entwirft so zwar keine allumfassende Chronik dieser Tageszeitung, erzählt jedoch mit den Mitteln eines bibliophilen Bildbandes nicht nur ein Stück Mediengeschichte sondern zeigt in konzentrierter Form vor allem die Mechanismen des Boulevard im Allgemeinen und des Springer-Mediums im Speziellen auf.
Titelseite BILD, 08.07.1985
Credit Bild: © Axel Springer AG |
Das BILD-Buch
Julian
Reichelt, Jean-Remy von Matt, Vitali KlitschkoHardcover, 26 x 37 cm, 812 Seiten
ISBN 978-3-8365-7074-9
Ausgabe: Deutsch
Ausgabe: Deutsch