Sonntag, 22. Dezember 2024

The Museum of Wes Anderson: His Movies and the Works That Inspired Them

Credit Bild: © Prestel  Verlag
Der texanische Filmemacher Wes Anderson zählt fraglos zu den markantesten und eigenwilligsten Persönlichkeiten des zeitgenössischen Kinos. Unverwechselbar seine viel zitierte Bildsprache, beispielhaft skurril seine liebenswert-verschrobenen Filmfiguren, hintergründig die merkwürdigen Dialoge und außergewöhnlich die Themen seiner Werke. Als Drehbuchautor und Regisseur hat der kunstaffine Anderson – man erinnere sich an seine kuratorische Tätigkeit für das Wiener Naturhistorische Museum vor einigen Jahren – eine einzigartige cineastische Welt erschaffen. Bei einem Streifzug durch ebenjene entdeckt man in beinahe jeder Filmszene ein neues Exponat; die mittlerweile ikonische Bildsprache Andersons mit ihrem Schau-/Setzkasten-artigen Arrangement tut ihr Übriges, um den musealen Charakter seiner Filme noch zu unterstreichen.

Im neu erschienenen Buch „The Museum of Wes Anderson“ kann der Leser nun in diese eigenwillige Welt dysfunktionaler Familien, historischer Querverweise und märchenhafter Plots eintauchen. Nun könnte dieses Buch einfach eine retrospektivische Werkschau oder ein „Best Of“ der bisherigen Anderson-Filmografie sein. Mit Werken wie den „Royal Tenenbaums“, „Grand Budapest Hotel“ oder „The French Dispatch“ gäbe es schon genug Material. Doch dieser Hardcover-Band ist weit mehr. Jedes Kapitel gleicht einem Raum jenes fiktiven, titelgebenden Kulturinstituts – tatsächlich hat man es hier mit einem faszinierenden Museum in gedruckter Form zu tun: kuratiert, editiert, selektiert.

Dieses Buch ist mindestens so verschroben wie die Werke Andersons: Zu den kuriosesten Exponaten gehören ein Rezept für ein Schinken-Sandwich aus dem Café Le Sans Blague aus „The French Dispatch“, die Entstehungsgeschichte des eigenwilligen Getränks aus „Moonrise Kingdom“ oder das Geheimnis hinter „L’air du Panache“, dem Parfüm des Concierge aus „The Grand Budapest Hotel“. Ein Weg führt in die Garderobe-Abteilung mit Gwyneth Paltrows Pelzmantel oder dem Björn-Borg-Outfit, beide aus den „Royal Tenenbaums“. Im Auditorium werden Filme gezeigt, die den Regisseur selbst geprägt haben. Gerade in diesem Kapitel bietet das Buch eine filmwissenschaftliche Abhandlung über offensichtliche und versteckte Einflüsse, die das Werk des Regisseurs geformt haben. Dabei treten wenig bekannte Aspekte zutage, wie dass Anderson von Francis Ford Coppola und „Apocalypse Now“ geprägt wurde.

Das „Wes Anderson Universum“ wird hier zu einem kulturhistorischen Kuriositätenkabinett, wie es im Kosmos des Regisseurs viele gibt: So wie Anderson selbst ist dieses Kompendium detailverliebt und tiefgründig. Seine Filme sieht man nach der Lektüre definitiv mit anderen Augen, ist dieses Buch doch ein Schlüssel für ein tieferes Verständnis dieses großen Auteurs und Stilisten.

The Museum of Wes Anderson, von Johan Chiaramonte, Camille Mathieu, erschienen im Prestel Verlag