Donnerstag, 15. Oktober 2020

BILL WYMAN - STONES FROM THE INSIDE


Credit Bild: © Bill Wyman ACC Art Books

 Während Mick Jagger das Publikum mit seinen ihm eigenen Moves geradezu hypnotisierte und Keith Richards die Riffs regelrecht aus seiner Gitarre meißelte stand ein Member der Stones immer etwas im Abseits und dem Schatten der Stage: Noch stoischer als Rhythmusgeber Charlie Watts sorgte Bill Wyman nicht nur für die reduziert-treffsicheren Basslines zahlloser Klassiker sondern schien das Geschehen Teils mit dem leichten Anflug eines Lächelns regelrecht zu scannen und blieb selbst beim treibendsten Groove nahezu unbewegt. Abseits der Bühne ließ er es zwar nicht weniger krachen als seine Bandkollegen, dennoch blieb stets der Eindruck eines sehr distanzierten Beobachters.

Der neu erschienen Bildband „Stones From the Inside“ (erschienen bei ACC Art Books) festigt diesen Eindruck - und liefert für den „Wyman Gaze“ auch eine Erklärung:Der starke stille Typ im Background der Steine ist nicht nur ein herausragender und bis heute underrated gebliebener Bassist sondern auch Fotograf, dessen eindringliche Aufnahmen eine interessante Bereicherung des Genre der Rock N´ Roll Photography darstellen. Ein Hauptmerkmal der anarchischen und damals revolutionären R N´R  Photography war ja, dass  die natürliche Distanz die sich in einem Shooting in einem sterilen Studio zwangsläufig  ergibt, weitgehend aufgehoben wurde. Unmittelbar, direkt - das war der neue Stil, der den Zeitgeist der „Youth Culture“ widerspiegelte. Die Fotografen waren meist keine arrivierten Grandsigneurs sondern junge Künstler, die am Anfang ihrer Karriere standen und mitunter nur wenige Jahre älter oder sogar gleich alt waren wie die Objekte ihrer Bilder. Dennoch – trotz dieser neuen Unmittelbarkeit bestand immer ein letzter Rest von „Abstand“, der Rockstar am Podest. Bei Wyman ist dies naturgemäß etwas anders, Vergleiche zu den Bildern Linda McCartney drängen sich auf. 

Credit Bild: © Bill Wyman ACC Art Books

"Stones From the Inside“ ist demnach keine Legendenbildung wie etwa bei den Bildern eines Jim Marshall oder Ross Halfin. Hier stehen nicht die Ikonen im Vordergrund, sondern die privaten Musiker. Wyman zeigt seine Kollegen als ganz  normale Menschen, nicht als mythische Wesen. So gibt es in diesem Buch eine ganze Reihe  komplett ungekünstelte Backstage-Momente zu sehen quasi  das Stones-Familienalbum. Man ist hautnah in der „Manege“ des „Rock And Roll Circus“, im Studio mit dem Chor wenn „You Can´t Always Get What You Want“ aufgenommen wird oder auch wenn die Steine im Gespräch mit ihren Bluesidolen versunken sind: Damit richtet sich dieser Band natürlich so gut wie ausschließlich an die Hardcore -Fans, die bekommen jedoch einen interessante Perspektive auf die Stones-History und eine Reihe unveröffentlichter Fotos im attraktiven Sammler-Band.
Credit Bild: ©  ACC Art Books