Donnerstag, 4. Juli 2019

HOLLYWOOD VAMPIRES – RISE


Credit Bild: © Ross Halfin       earMUSIC
Am Höhepunkt seiner Karriere als Trinker formierte Schockrocker Alice Cooper die Hollywood Vampires, einen Club prominenter Gentlemen, die ähnlich wie ihre Kollegen aus dem Bram Stoker-Roman oder einer Hammer Films-Produktion die Nacht zum Tage machten. Entgegen den Cooper´schen Bühnengepflogenheiten stand ihnen der Sinn jedoch keineswegs nach Blut sondern vielmehr nach Hochprozentigem, handelte es sich damals in jener Hochphase der Rock N´Roll Exzesse doch um einen hochkarätigen „Celebrity Drinking Club“ dem u.a. Ringo Starr, Keith Moon, Micky Dolenz of The Monkees oder auch mal John Lennon angehörten.

Fast Forward ins Jahr 2015: da wurden die Vampires, die bis dato eher den trivia-interessierten Rock-Fans ein Begriff waren, reaktiviert. Diesmal jedoch -  die harten Zeiten liegen längst hinter Cooper -  nicht als Party-Gesellschaft sondern als Band: als Supergroup mit hochkarätiger Besetzung um genau zu sein. Zusammen mit Joe Perry, ehemals ebenfalls kein Kostverächter, Hollywood-Superstar Johnny Depp sowie einer Reihe  illustrer Mitmusiker  wurde verstorbenen Weggefährten aus der vergangenen Rock-Ära musikalisch Tribut gezollt.Einige Jahre und weltweite Touren später macht das unlängst veröffentlichte zweite Opus der Vampire von der Westcoast namens „Rise“ klar, dass dieses Projekt absolut keine Eintagsfliege war. Die Chemie zwischen den Musikern scheint wirklich exzeptionell zu sein.

Im Gegensatz zum Erstling sind diesmal nur drei der Songs Coverversionen.
Alice Cooper sagt über das Album mit merkbarem Stolz: „ ‘Rise‘ ist nicht nur eine komplett andere Spezies als das erste Vampires Album [...] es ist besonderer, als alles, das ich vorher gemacht habe. Dieses Projekt bin ich ganz anders angegangen, als normalerweise. Jeder von uns; Joe, Johnny, Tommy und ich haben an den Songs geschrieben. Was aber anders ist ist, dass ich nicht versucht habe die Songs mehr nach Alice klingen zu lassen. Weil jeder von uns andere Einflüsse hat, ist der Sound sehr cool. Ich denke, dass wir mit diesem Album etablieren was der Vampires Sound wirklich ist, während es beim ersten Album darum ging den Hut vor unseren gefallenen Rock’n’Roll-Brüdern zu ziehen.“

Das Debut Album war also das Vorspiel, der Prolog, jetzt geht der Vampir aus dem Vyper Rom direkt an die Halsschlagader. Was ein passendes Wortbild für den rohen, rotzig-räudigen Sound von „Rise“ ist. Von den kakophonen Gitarren-Noises im Opener bis zum letzten Track hat man es mit einer wilden Platte zu tun, die denkbar wenig Interesse am Zeitgeist zeigt. Über weite Strecken könnte „Rise“ entgegen der Selbsteinschätzung Coopers durchaus als ein reines Alice-Album der jüngeren Vergangenheit durchgehen. Diese Sound-Komponente dominiert neben Punk-Einflüssen überdeutlich. Die bluesige Aerosmith-Seite spielt hingegen eine eher untergeordnete Rolle, dafür fehlt über weite Strecken die Melodik.
Im Vergleich zum Debut-Album stellt „Rise“ dennoch eine klare Weiterentwicklung dar, wirkt  in seiner recht langen, 16 Tracks umfassenden Spielzeit jedoch etwas „uneven“ und geht ziellos in unterschiedliche Richtungen.
Am Schluss sind es wieder die Covers (Johnny Depp brilliert bei Bowies „Heroes“ und Perry, der bei „You Can´t Put Your Arms Around A Memory“Johnny Thudners „channeled“ ) sowie die klassisch, schmissige Rockabilly-Nummer „Welcome The Bushwhackers“ mit Maestro Jeff Beck die am meisten überzeugen.
Credit Coverbild: © earMUSIC