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Die Songs von "Memento Mori" entstanden zwar vor dem Tod Fletchers, dennoch klingen die neuen Stücke über weite Strecken wie in einer nach dem tragischen Verlust tattgefundenen, therapeutischen Songwriting-Session ersonnen. Wehmut und permanentes Dunkelgrau sind zwar Trademarks des DM-Stils, Happy Sound war nie die Devise der Band - doch an die Stelle der weltvergessenen Euphorie vieler früherer Werke tritt nun Dysphorie. Gahan/Gore das dynamische Duo, einst die jungen Wilden der Szene nun die Grand Signeurs des EDM. Das wird auch bei den neuen Songs deutlich die ohne das komplette Selbstzitat zu wagen, doch sehr an die Vergangenheit gemahnen und insbesondere Anklänge an die "early days" durchschimmern lassen.
Zu dieser Rückbesinnung auf die Anfangsjahre scheint auch eine zumindest temporäre Abkehr von einem der wesentlichsten Genres, welches die Basis vieler großer Depeche-Hits bildete: Blues-orientiert ist "Memento Mori" nicht. Dafür klingen DM hier noch cineastischer als sonst, viele Song-Parts muten wie der Soundtrack zu einem Film an, den es noch nicht gibt. Die großen Hymnen bleiben dabei jedoch aus. Dieses zurückgenommene Album changiert zwischen dem Erwartbaren und überraschen großen und tragisch-emotionalen Elementen und schließt mit seinen offensichtlichen 80s-Bezügen auch den Kreis zu den Anfangsjahren der Band - zu einem Zeitpunkt als ein prägendes Mitglied, "Fletch" mit seinen atmosphärischen Klangteppichen, fehlt. Vielleicht ist dieser Fokus auf Soundscapes, anstatt auf Riffs von Gores Gretsch-Gitarre ein bewusster Tribute an den verstorbenen Fletcher. An das "Bedenken" dass alle Menschen sterblich sind, tritt auf diesem ruhigen Album ein "Gedenken" an einen verlorenen Freund und ein Verfolgen des roten Fadens der die Synth Pop-Band der beginnenden Achtziger-Jahre mit den Elektro-Legenden von heute verbindet.
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