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Denn es
ist das erste mit seiner E-Street Band seit 2014 und auch thematisch geht es in
eine andere Richtung als man annehmen konnte: Gerade im Election Year hätte man
mit einer politischeren Platte gerechnet - doch „Letter To You“ ist nicht die große
Abrechnung mit Donald Trump geworden. Springsteen, immer schon hochpolitischer Künstler
hält sich auffallend zurück- wenn man
mal von der durchaus als Seitenhieb aufs Oval Office zu verstehende Textzeile „the
criminal clown has stolen the throne“ im Standout-Track „House Of 1000 Guitars“ absieht.
Apropos 1000 Gitarren: Springsteen findet auf „Letter To You“ zum Sound früherer Alben zurück. Experimente waren keine zu erwarten, auf dem routiniert-unaufgeregten Album dominieren zwei Dinge: ein paar gute (Song-)Geschichten und vor allem der typische E-Street-Klang mit allem was dazu gehört: die dichten, fast schon überorchestrierten Wall Of Sound- Arrangements, durch die Dirigent Springsteen seine Band geleitet; die verspielten Klavierpassagen als Intro zur Dramatik und der großen Geste in Lyric-Form; die warmen Akustikgitarren aus den Eingeweiden des Dust Bowl – der langgediente Fan wird sich hier sofort heimisch fühlen, auch wenn der 2011 verstorbene Saxophonist Clarence Clemons nach wie vor eine Lücke hinterlässt.
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Springsteen war immer schon Storyteller, ähnlich wie Bob Dylan in literarischer Tradition verhaftet - hier läuft er teilweise zu Hochform auf. Wie immer sind die Geschichten aus „Gods Own Country“ das Hauptthema seiner Songs Beinahe glaubt man das Alter Ego Springsteens mit laufendem Automotor vor der Veranda seiner Angebeteten stehen zu sehen, ganz so wie in seinem ersten großen Opus „Thunder Road“. Ganz anknüpfen an solche Meilenstein können die Songs von „Letter To You“ zwar nicht – doch verhält es sich mit diesem Album wie mit dem neuen Buch von Star-Autoren wie Philip Roth oder T.C. Boyle: dem Boss ist vielleicht nicht der nächste „große amerikanische Roman“ gelungen, wenn man sich darauf einlässt, entdeckt man jedoch nicht nur eine sehr gute Ergänzung der Springsteen-Diskographie sondern packende Geschichten aus dem so persönlich wie universellen Amerika der Seele.